Ruth Lina Frieda Simon

  • Geburtsdatum: 24.10.1927
  • Geburtsort: Quakenbrück
  • Wohnort:

    Roonstraße 22

  • Todesdatum: 16.05.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Ruth Simon wurde am 24. Oktober 1927 in Quakenbrück geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Oscar Simon, der aus einer alten Quakenbrücker Pferdehändlerfamilie stammte, und die Opernsängerin Alice Julia Simon, geb. Berg.

Im Zuge der antijüdischen Ausschreitungen im November 1938 wurden Ruths Vater und ihr Onkel Leopold Simon mit weiteren Gemeindemitgliedern verhaftet und über Osnabrück in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. In Buchenwald wurde der Onkel derart misshandelt, dass er an den Verletzungen starb. Ruths Vater wurde am 16. Dezember 1938 aus dem Konzentrationslager Buchenwald entlassen.

Am 17. Mai 1939 lebten nur noch zehn jüdische Einwohner in Quakenbrück, darunter auch die dreiköpfige Familie Simon. Die Stadt Quakenbrück war judenfeindlich eingestellt und übte Druck auf die wenigen verbliebenen Juden und Jüdinnen aus, auch noch aus der Stadt zu verschwinden. Auch die Simons zogen nun aus Quakenbrück weg. Wegen der in Wuppertal lebenden Großmutter zogen Ruth und ihre Eltern nach Wuppertal. Seit dem 1. August 1939 wohnten sie im Briller Viertel in Elberfeld im Haus Roonstraße 22, das der jüdischen Familie Alsberg gehört hatte.

In Wuppertal musste Ruths Vater Zwangsarbeit verrichten, zuletzt als Hilfsarbeiter bei der Firma „Otto Schäfer“ in der Helgoländer Straße 8 in Wuppertal-Barmen. Sein Stundenlohn betrug 0,80 RM, und sein Arbeitsbuch führte die Nummer 198/177477.

Zwei Tage nach ihrem 14. Geburtstag, am Sonntag, den 26. Oktober 1941, mussten sich Ruth Simon und ihre Eltern von vielen Menschen verabschieden: von der Großmutter Henriette Berg, die in der Haspeler Schulstraße 4 wohnte, und von den Nachbarn im Haus in der Roonstraße: von der Witwe Selma Niederheimer und deren Bruder Emil Goldschmidt.

Die drei Simons mussten sich zum Bahnhof Steinbeck begeben und wurden in einer großen Gruppe von rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal, Remscheid und Solingen nach Düsseldorf gebracht. Am nächsten Tag wurde ein Transport von rund 1000 Personen aus dem gesamten Gestapobezirk zusammengestellt, der zum Ghetto Łódź in Polen fuhr.

Dort musste die Familie das Zimmer 5 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 beziehen. Am 27. Dezember 1941 schrieb Ruths Vater eine Postkarte aus dem Ghetto an die Nachbarin aus Wuppertal, Selma Niederheimer, und bedankte sich darin für 5 Reichsmark, die er erhalten hätte. Die Postkarte kam allerdings nie an, sie wurde beschlagnahmt. Ebenfalls im Dezember 1941 kam eine Postanweisung über 9,60 Mark an die Familie, von der Oscar Simon zwei Drittel an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ abführte.

Ruths Vater wurde vom „Düsseldorfer Kollektiv“ für den Arbeitseinsatz in der Ghetto-Lederfabrik oder den Sattlereien vorgeschlagen. Eine Arbeit erhielt er jedoch nicht. Vermutlich konnte er sich und seine Familie zunächst vom IV. Transport am 7. Mai 1942 zurückstellen lassen. Am 15. Mai 1942 wurde Ruth Simon aber zusammen mit ihren Eltern mit dem XII. Transport aus dem Ghetto von Łódź in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort am nächsten Tag ermordet.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Lodz; Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Lodz). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011