Grabstein von Selma Arronge auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg

Selma Arronge

  • Geburtsdatum: 27.08.1879
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Beruf: Verkäuferin
  • Wohnort:

    Gesundheitstraße 124, Seilerstraße 29, Charlottenstraße 78, Tannenbergstraße 12 (zwangsweise)

  • Todesdatum: 19.10.1941
  • Todesort: Wuppertal

Selma Arronge wurde am 27. August 1879 in Elberfeld geboren. Ihre Eltern waren Julius Arronge und seine Frau Rosa, geb. Müller. Selma Arronge hatte noch mehrere Geschwister: Max Heinrich und Kurt, Else und Sybilla. Vermutlich hat Selma Arronge nie geheiratet.

Wo Selma Arronge zur Schule ging und welche Ausbildung sie macht, ist nicht bekannt, wohl aber, dass sie als Verkäuferin gearbeitet hat. Sie lebte zunächst in der Elberfelder Südstadt, in der Nähe des Viertels Steinbeck, später dann in der Charlottenstraße 78 in der Elberfelder Nordstadt. Zum Schluss musste sie in das Haus der Familie Karl Simon, Tannenbergstraße 12 umziehen.

Als Mitte Oktober 1941 der Brief der jüdischen Gemeindeverwaltung kam, sich am 26. Oktober 1941 auf dem Bahnhof Steinbeck einzufinden, resignierte Selma Arronge und entschied sich, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Am 19. Oktober nahm sie sich das Leben. Sie war 62 Jahre alt.

Ihr Leichnam wurde in der ersten Reihe, ganz vorn auf Feld A des jüdischen Friedhofs beigesetzt.

Ihr Neffe Heinz Paul berichtete später:

Meine Verfolgung […] musste ich bereits in meiner Lehrzeit die ersten Ungerechtigkeiten auf Grund meiner rassischen Abstammung erfahren.

[…] 1941 erhielten wir den Bescheid, dass [mein] Lehrherr sich weigere, [mich zur Prüfung zuzulassen, d.V.] weil ich meine rassische Zugehörigkeit bei der Einstellung verschwiegen habe.

Bei der Wehrmacht in Russland war ich nach Bekanntwerden meiner Abstammung laufend Schikanen ausgesetzt bis ich am 24.3.43 entlassen wurde.

1944 erhielt ich eine mit tätlichem Nachdruck ausgesprochene Verwarnung von der Gestapo Wuppertal, nach der ich nicht mit einem arischen Mädel verkehren durfte, und mir wurden nochmals meine allgemeinen Freiheitsbeschränkungen vorgelesen.

Meinen ersten Inhaftierungsbescheid erhielt ich am 29.7.44, der durch einen Antrag meiner Firma zurückgestellt wurde,

Kurz darauf sollte unsere Wohnung von der Gestapo geräumt werden. Am 17.9.44 erhielt meine Mutter ihren Haftbefehl. Wir brachten sie illegal an einen entfernten Ort unter. Dadurch mussten mein Vater und ich zusammen mit einer Lebensmittelkarte auskommen. Die Gestapo versuchte nun ihrerseits mit den entsprechenden Druckmitteln, meinen Vater und mich nach dem Verbleib meiner Mutter auszuquetschen. Meinen 2. Abtransportbescheid erhielt ich am 17.10.44, der nochmals durch den Einspruch meiner Firma in Verbindung mit der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf zurückgestellt wurde. Jedoch am 23.10.44 erhielt ich meinen 3. Bescheid, gegen den kein Einspruch mehr geltend gemacht werden konnte. Hinzu kam noch, dass zwei meiner Tanten auf Grund ihres Haftbefehls den Freitod wählten und ein Onkel und eine Tante nebst ihren Kindern und Kindeskindern im Ghetto Litzmannstadt ermordet wurden.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Foto: Matthias Wellmer

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 423 686; https://www.geni.com/people/Siegbert-Seligmann/6000000175635450821