Hugo Landé

  • Geburtsdatum: 06.03.1859
  • Geburtsort: Ostrowo
  • Beruf: Rechtsanwalt
  • Wohnort:

    Herzogstraße 40, Luisenstraße 85

  • Todesdatum: 14.09.1936
  • Todesort: Genfer See

Hugo Landé wurde am 6. März 1859 in eine jüdische Kaufmannsfamilie aus Schlesien geboren. Sein Vater Josef Landé war liberal und demokratisch eingestellt. Einige seiner Vorfahren waren Rabbiner jüdischer Gemeinden, und auch auf dem jüdischen Friedhof in Prag gibt es Gräber der Familie Landé.

Nach dem Abschluss des Gymnasiums studierte Hugo Landé Jura in Berlin, Leipzig, Breslau und Heidelberg. Er bereiste das Rheinland und beschloss, später dort dauerhaft seinen Wohnsitz zu nehmen. 1881 machte er sein Examen und arbeitete als Referendar in Neuwied und Frankfurt.

Mit einer Annonce im „Täglichen Anzeiger“ vom 26. Mai 1886 verkündete Hugo Landé der Öffentlichkeit, dass er eine Rechtsanwaltskanzlei in der Elberfelder Zollstraße 5 eröffnet habe. Er war 27 Jahre alt. Im Jahr darauf heiratete er seine fünf Jahre jüngere Cousine Thekla Landé aus Berlin. Seine Wohnung hatte das junge Paar zunächst in der Herzogstraße 40.

Hugo und Thekla Landé waren beide politisch sehr interessiert und engagierten sich, trotz des so genannten „Sozialistengesetzes“, das von 1879 bis 1890 galt, für die Sozialdemokratie. An den “Elberfelder Geheimbundprozessen“ von Mitte November bis Ende Dezember 1889, die in ganz Deutschland Empörung, Spott für den Staatsanwalt und Solidarität mit den 91 Angeklagten auslösten, nahm Hugo Landé als aufmerksamer Zuhörer teil.

Im Frühjahr 1890 wurde der „Volksbildungsverein zu Elberfeld“ gegründet, in dem Thekla und Hugo Landé engagierte Mitglieder waren.

Hugo Landé zählte zu den bürgerlich Gebildeten, die sich nach der erfolgreichen Entwicklung während des „Sozialistengesetzes“ der Partei angeschlossen hatten. 1891 reiste er als Delegierter der SPD auf den Parteitag nach Erfurt, dem wichtigsten Parteikongress seit dem Vereinigungsparteitag 1875 in Gotha und wurde Mitglied der Programmkommission der SPD. Er unterstützte die Erarbeitung des neuen Parteiprogramms auch in seiner Profession als Jurist, weil viele sozialdemokratischen Forderungen äußerst vorsichtig formuliert werden mussten, um in der unsicheren politischen Situation erneute Verbotsanträge und Repressalien zu vermeiden.

Am 29. April 1900 verkündete eine Anzeige in der sozialdemokratischen „Freien Presse“, dass Hugo Landés Kanzlei in die „Casinogartenstraße“ 15 umgezogen war (heute Kolpingstraße). Auch die bald sechsköpfige Familie bezog eine neue Wohnung, und zwar in der Luisenstraße 85. 1988 war der älteste Sohn Alfred geboren worden. Es folgten Charlotte (1890), Franz (1893) und Eva (1901).

Nach den preußischen Kommunalwahlen im Jahr 1909 waren erstmals die Sozialdemokraten im Stadtrat vertreten. Hugo Landé hatte mit 8.538 Stimmen das Spitzenergebnis erzielt. Seine politischen Reden machen deutlich, dass es für ihn keine leichte Entscheidung gewesen war, sich in solchem Ausmaß politisch zu engagieren. Gleichwohl war er leidenschaftlicher Sozialdemokrat und behielt, gemeinsam mit seiner ebenfalls engagierten Frau Thekla, seine Ziele im Blick: Teilhabe an Bildung und Kultur für alle, Gerechtigkeit und Mitbestimmung.

Auch nach dem Zusammenschluss der sechs Gemeinden zur Stadt „Wuppertal“ im November 1929 änderte sich nichts am hohen öffentlichen Ansehen des Kommunalpolitikers Hugo Landé in den 1920 Jahren: Erneut wurde er zum Fraktionsvorsteher der gemeinsamen Wuppertaler SPD-Stadtratsfraktion gewählt.

Das änderte sich 1933: Zur letzten freien Kommunalwahl im März 1933 hatte die SPD ihren früheren Spitzenkandidaten Hugo Landé nicht mehr aufgestellt. Es ist nicht ganz klar, ob das eine einvernehmliche Entscheidung war, denn Hugo Landé war nun schon 74 Jahre alt, und im Jahr zuvor war seine Frau Thekla gestorben.

Am 5. März flüchtete Hugo Landé Hals über Kopf aus seinem Haus in der Luisenstraße, weil Nachbarn ihm erzählt hatten, dass SA-Leute versucht hätten, über die Gartenmauer auf sein Grundstück vorzudringen. Hugo Landé emigrierte in die Schweiz nach Montreux am Genfer See. Im August 1933 sah er seine Kinder zum letzten Mal.

Am 14. September 1936 ruderte Hugo Landé allein auf einem kleinen Boot auf den Genfer See und kehrte nicht wieder zurück. Vermutlich hat der 77-Jährige seinem Leben selbst ein Ende gesetzt.

Seine Kinder Alfred, Charlotte und Eva waren inzwischen mit ihren Familien aus Deutschland geflüchtet. Franz ging zunächst nach Paris, konnte dem Holocaust aber am Ende nicht entkommen.

Bildnachweis


Quellen


Rhefus, Reiner: Spurensicherung 1920. Der Arbeiteraufstand gegen den Kapp-Putsch und die damalige Arbeiterkultur im Bergischen Land, Essen, 2000, S. 231-234; Brychta, Elke/ Reinhold, Anna-Maria/ Mersmann, Arno (Hg.): mutig-streitbar-reformerisch: Die Landés. Sechs Biografien 1859-1977, Essen 2004