Albrecht Sussmann

  • Geburtsdatum: 15.06.1922
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Wohnort:

    Weststraße 8, Zietenstraße 9 (später Stephanstraße)

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Albrecht Sussmann wurde am 15. Juni 1922 in Elberfeld als Sohn des Kantors und Religionslehrer der jüdischen Gemeinde, Gustav Sussmann, und seiner Frau Paula, geb. Knoller geboren. Er war der zweitälteste; seine Geschwister waren Geschwister: Gotthold (1921); Ernst Nathan (1924) und Judith Lieselotte (1925).

Die Familie wohnte in der Weststraße 8. Die Namensgebung der Kinder spricht Bände, denn „Gotthold“ und „Nathan“ lassen unwillkürlich an den großen Schriftsteller der deutschen Aufklärung Gotthold Ephraim Lessing denken, den Gustav Sussmann und seine Frau verehrten.

Bis vermutlich 1930 lebte die Familie in der Weststraße, bevor sie in das der jüdischen Gemeinde gehörende Haus in der Zietenstraße 9 umziehen konnte. Zuvor hatte hier der Rabbiner, Dr. Joseph Norden, mit seiner großen Familie gewohnt. 1931 aber starb Frau Norden, die Kinder waren – bis auf die jüngste, Hanna – erwachsen, und so verkleinerte sich der Witwer und zog zur Familie von Leo Tisch in die Walther-Rathenau-Straße 46 in die dritte Etage.

Sussmanns übernahmen nun das Haus in der Zietenstraße, die 1935 in „Stephanstraße“ umbenannt wurde.

Es muss ein gewaltiger Schock für Albrecht Sussmann, seine Mutter und die Geschwister gewesen sein, als sich sein Vater am 5. Juli 1937 das Leben nahm. Renate Inow, heute London, die eine seiner Schülerinnen war, erinnert sich noch im hohen Alter an seine verständnisvolle und zugewandte Art den Kindern gegenüber und wie schockiert sie war, als sie von seinem Tod erfuhr.

Als der Schulbesuch für jüdische Kinder immer schwieriger wurde, zunächst wegen der alltäglichen Demütigungen und Schikanen, später wegen der Verbote, überhaupt eine Schule zu besuchen, richtete Albrechts Mutter im Einvernehmen mit der jüdischen Gemeinde eine jüdische Privatschule in der Stephanstraße 9 ein, damit die jüdischen Kinder überhaupt noch unterrichtet werden konnten. Bis zum Sommer 1942, als der Schulbesuch für Juden grundsätzlich verboten wurde, war auf diese Weise wenigstens ein behelfsmäßger Unterricht der wenigen, noch nicht emigrierten Kinder möglich.

Zuletzt zog ins Haus noch die vierköpfige jüdische Familie Levy: die Eltern Gustav und Emma mit ihren fast erwachsenen Kindern Paul und Rita, die nahezu im selben Alter waren wie Albrecht Sussmann und seine Geschwister. Ob diese Familie mit ihnen verwandt war – Gotthold Sussmanns Großmutter war ja eine geborene „Levy“, ist nicht sicher, aber gut möglich. Die jüdischen Familien rückten in dieser bedrohlichen Zeit ja zusammen. Von den Geschwistern Sussmann war als einziger Judith Lieselotte die Auswanderung gelungen; sie entkam nach Palästina.

Am Montag, den 10. November 1941, mussten alle jüdischen Bewohner, insgesamt neun Personen, das Haus in der Stephanstraße 9 verlassen und sich mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Dort hatten sie einen Zug zu besteigen, der aus Düsseldorf kam und bereits mit fast 1000 Personen besetzt war. Nach fünf Tagen erreichte der Zug die Stadt Minsk. Niemand von den aus Wuppertal Deportierten – insgesamt 244 Menschen aus Wuppertal, Remscheid, Velbert und Hattingen – überlebte das Ghetto von Minsk oder die Erschießungen im Wald von Maly Trostinez.

Albrecht Sussmann war 19 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250914