Hugo Rothschild

  • Geburtsdatum: 07.04.1877
  • Geburtsort: Gelsenkirchen
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Heckinghauserstraße 178, Lüttringhauser Straße 6, Deutschherrenstraße 19 (heute Elias-Eller-Straße)

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Hugo Rothschild wurde am 7. April 1877 in Gelsenkirchen geboren. Über seine Eltern, Wolf und Hulda, geb. Weinberg, ist nicht viel bekannt. Sie starben 1923 bzw. 1933 und wurden nebeneinander auf dem jüdischen Friedhof an der Hugostraße bestattet. Auf jeden Fall hatte Hugo Rothschild zwei Schwestern: die 1863 geborene Emma, später verheiratete Glaser, die schon jung starb und auf dem jüdischen Friedhof an der Weißenburgstraße bestattet ist, und die 1965 geborene Emilie, die später mit Albert Leffmann verheiratet war und in der Lüttringhauser Straße 6 in Ronsdorf lebte.

Hugo Rothschild war Kaufmann. Nach seiner Heirat mit der zwanzig Jahre jüngeren Jahre Johanna Wolf stieg er in das Geschäft ein, das seine Frau zusammen mit ihrer Schwester Sara (genannt Rosa) gegründet, aber nach deren Eheschließung allein geführt hatte. Die Weiß- und Wollwarenhandlung Wolf war in der Heckinghauser Straße 178 im Erdgeschoss. Gegenüber war die Privatwohnung der Rothschilds. Am 6. Juli 1927 wurde in Barmen Hugo und Johanna Rothschilds einziges Kind, Helga, geboren.

Anschaulich schilderte nach dem Krieg im Jahr 1964 die Zeugin Leni Bockmühl, was in der Nacht zum 10. November 1938 mit dem Geschäft der Rothschilds geschah:

Ich weiß bestimmt, dass der Laden der Eheleute Rothschild vor der Kristallnacht nicht ausgeräumt worden ist und dass auch kein Ausverkauf stattfand. Ein beabsichtigter Ausverkauf hätte sich auch in Heckinghausen bald herumgesprochen. Dieser Ortsteil war als kommunistisch bekannt und die Einwohner, von denen viele auch verfolgt waren, hätten mit Rothschilds Solidarität gehalten.

Ich erinnere mich an die Ereignisse der Kristallnacht noch sehr deutlich. Wir schliefen in einem Raum gleich über den Geschäftsräumen der Fa. Rothschild und wurden durch den Lärm geweckt. Als wir, meine Eltern und ich, ans Fenster traten, sahen wir, dass mit Steinen die Schaufenster eingeworfen und mit schweren Gegenständen die Ladentür zertrümmert wurde. Es war längere Zeit der Lärm, der durch das Zerschlagen von Gegenständen entstand, zu hören. Als etwas Ruhe eintrat, es war weit nach Mitternacht, bin ich aus dem Haus getreten, um den Brand der Synagoge zu sehen. Den Feuerschein hatte ich aus dem Fenster gesehen. Als ich aus dem Hause trat, befanden sich noch SS-Leute im Geschäft der Rothschilds. Als es später hell wurde und ich zur Arbeit ging, war die Ladentür behelfsmäßig zugestellt. Durch das zerstörte Ladenfenster konnte ich auch Zerstörungen im Laden sehen. Es wurde mir jedoch verboten, stehen zu bleiben, um die Zerstörungen im Laden genauer anzusehen. Die Dekoration der Schaufenster war auf die Straße geworfen worden.

Die Gewaltaktionen versetzte alle jüdischen Familien in Panik, und das erste Anliegen war, die Kinder in Sicherheit zu bringen. Auch Hugo und Johanne Rothschild beeilten sich, ihre Tochter Helga außer Landes zu bringen. Am 16. Februar 1939 konnte Helga, noch keine sechzehn Jahre alt, endlich Deutschland verlassen, musste ihre Eltern aber in Wuppertal zurücklassen. Diesen war es gelungen, für sie einen Platz in einem Kinderheim in Den Dolder unterbringen. Es sind Dokumente erhalten, die bezeugen, wie Johanna Rothschild sich auch jetzt noch bemühte, für ihre Tochter eine andere, altersgemäßere Unterkunft zu finden.

Vermutlich auch im Jahr 1939 zog Hugo Rothschild mit seiner Frau in die Lüttringhauser Straße 6 zu seiner Schwester Emilie um. Die jüdischen Familien rückten in dieser Zeit der Bedrängnis, nachdem sie ihre Existenzgrundlage verloren hatten, enger zusammen.

Doch auch hier konnten die Rothschilds nicht bleiben und zogen noch einmal um, nämlich in das Stammhaus der jüdischen Familie Löwenthal, Deutschherrnstraße 19 (heute Elias-Eller-Straße). Von dort mussten sie am Montag, den 10. November 1941 zum Bahnhof Wuppertal Steinbeck fahren, wo ein Zug, von Düsseldorf kommend, die insgesamt 266 Menschen aufnahm, die dort warteten: 244 Juden und Jüdinnen aus Wuppertal, zwölf aus Remscheid, neun aus Velbert und einer aus Hattingen.

Am 15. November 1941 erreichte der Zug mit über 1000 Personen die Stadt Minsk. Ob Rothschilds dort bereits ermordet wurden oder erst wenig später im Wald von Maly Trostinez, ist nicht bekannt. Niemand aus dem Wuppertaler Transport hat überlebt.

Hugo Rothschild war 64 Jahre alt.