Fritz Levy Löwenthal
Fritz Löwenthal wurde 1895 als Sohn des Ehepaars Moses und Jenny Löwenthal, geb. Reichmann, in Wuppertal-Ronsdorf geboren. Er hatte fünf Geschwister: Moritz (1883-1918), Johanna (1888-1942), Selma (1892-1942), Frieda (1894-1980) und Adolf (1898-2000).
Fritz Löwenthal kämpfte im Ersten Weltkrieg als Fernmelder in der Fernsprechabteilung Nr. 15 und wurde am 3. Dezember 1917 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Sein älterer Bruder Moritz, der auch als Soldat kämpfte, verstarb 1918 in der Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete Fritz Löwenthal Flora Grünebaum aus Bad Kissingen. 1932 wurde das erste Kind, Ruth Luise, geboren, drei Jahre später Manfred Moritz. Zu dieser Zeit arbeitete Fritz Löwenthal als Kaufmann. Die Familie Löwenthal wohnte in Wuppertal in der Vereinstraße 17 (Südstadt).
Nach der Aufhebung des Mieterschutzes für Juden zogen die Löwenthals notgedrungen zurück in das Stammhaus der Löwenthals in der jetzt so genannten „Deutscherrnstraße 19 (heute: „Elias-Eller-Straße“) in Ronsdorf, wo Fritz Löwenthals Vater Moses Löwenthal (*1862) immer noch wohnte. Fritz Löwenthal musste zuletzt Zwangsarbeit leisten, seine Arbeitsbuchnummer lautete 198/185334.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941 musste sich Fritz Löwenthal mit seiner Familie am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck einfinden und wurde zunächst nach Düsseldorf gebracht. Am nächsten Morgen fuhr der Zug mit rund 1000 Menschen in das Ghetto „Litzmannstadt“ (Łódź). Nach ihrer Deportation beschlagnahmten die Nationalsozialisten das gesamte Vermögen der Löwenthals.
Sie mussten im Getto mit insgesamt 77 Personen im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 1540 leben. Fritz Löwenthal fand eine Arbeitsstelle im Ressort „Leder und Sattlerabteilung“ in der Hanseatenstraße 68.
Im Dezember 1941 versuchte er mehrere Postkarten aus dem Getto nach Wuppertal zu verschicken. An Josef Dahl in Barmen schrieb er am 7. Dezember 1941:
Lieber Onkel Dahl! Wir schätzen Sie beim besten Wohlbefinden, was ich von uns & den l. Kindern auch berichten kann. Wir denken alle so oft an Sie & dürfen doch vielleicht mal Brief von Ihnen erwarten. Von Hause hören wir regelmässig zu unserer Freude. Schreibt Ihnen Johanna auch? Wie fühlen Sie sich dort? Sie haben sicher den l. Opa mal besucht, er ist ja auch so allein. Ihnen & den l. Ihrigen herzl. Grüße Ihre Löwenthals.
Bei Albert Cohnen bedankte er sich in einer ebenfalls am 7. Dezember 1941 verfassten Postkarte, dass dieser sich um seinen Vater kümmere. Weiter schrieb er:
Lassen Sie doch auch mal von sich hören, wir freuen uns sehr mit Post & bitten um Geldsendung genau wie meinem l. Vater geschrieben.
Einen Tag später schrieb die gesamte Familie Löwenthal eine Postkarte an die befreundete Familie Israel in Wuppertal.
Liebe Familie Israel!
Mit Ihrer Karte haben wir und Ruth uns sehr gefreut und danken herzlich. Ruths Geburtstag [der war am 30. November gewesen] verlief ganz nett. Schön, dass Eva sich mit Tante Selma so gut versteht und Ihnen auch zur Seite ist. Uns geht es gut, Gott lob. Die Kinder sind immer munter, sprechen oft von ihren Schulgeschäften. Hat Ihnen Irma S. damals meine Blumen gebracht? Die Zeit vergeht so schnell. Friedel Simon ließ eben auch ihren Brief lesen und freuten uns alle damit. Bleiben Sie weiter so schreibfleißig. Von mir müssen Sie sich weiter mit Karten begnügen. Ihnen und allen Bekannten die herzlichsten Grüße, Ihre Familie Löwenthal.
Alle drei Postkarten kamen aber nie bei ihren Adressaten an, sondern wurden beschlagnahmt. Fritz Löwenthal konnte mit dem Nachweis seiner Auszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg erreichen, dass er und seine Familie vom XI. „Aussiedlungstransport“ am 14. Mai 1942 zurückgestellt wurden. Nachdem im Ghetto von Łódź Mitte Mai 1942 die Kollektivunterkünfte aufgelöst wurden, zog die Familie Löwenthal am 19. Mai 1942 in die Wohnung 13 in der Bierstraße 9. Am 30. Juli 1942 berichtete Fritz Löwenthal dem „Amt für die Eingesiedelten“, dass auf seiner Arbeitsstelle im Ghetto im Zentrallager des Metall-Ressorts sein Verrechnungsbuch abhandengekommen sei, und bat um die Ausstellung eines Duplikats.
Fritz Löwenthal verstarb am 25. August 1942 im Getto von Łódź. Als offizielle Todesursache wurde „akute Gehirnentzündung“ angegeben. Er war 47 Jahre alt.
Flora Löwenthal und die Kinder überlebten dieses schreckliche Ereignis nur um wenige Tage. Alle drei wurden im September 1942 aus dem Getto von Łódź gebracht und in Chełmno ermordet.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Verein Stolpersteine in Wuppertal e.V.; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź; Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Lodz). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 433-435