Josef Rosenthal
Josef Rosenthal wurde am 1. Dezember 1892 in Elberfeld geboren. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Kaufmann. Das Elberfelder Adressbuch von 1930 verzeichnet ihn mit seinem Beruf und der Adresse „Hohenzollernstraße“ 19 (heute Bayreuther Straße).
Auch das nationalsozialistische „Boykottheft“ von 1935 nennt den Kaufmann Josef „Rosental“, hier mit der Adresse Markgrafenstraße 8 (S. 22).
Auf der Namenliste für die Deportation nach Minsk am 10. November 1941 steht als seine Adresse die Katernberger Straße 2 – dieselbe wie auch für Helene Rosenthal. Vermutlich war sie seine Frau oder seine Schwester – falls Helene Rosenthal nicht verheiratet war.
Das Haus Katernberger Straße 2 gehörte einer „Frau Ernst Dicke“, die in Sharon in den USA lebte. Im Erdgeschoss wohnte die verwitwete Jüdin Betty Rappoport, geb. Salomon, auf der ersten Etage die verwitwete Frau Flucht, und die dritte teilten sich der Kaufmann Julius „Israel“ Feidelberg mit seiner Frau Kläre und eben Josef „Israel“ Rosenthal mit Helene Rosenthal.
Hatte sich Frau Rappoport schon Ende Oktober 1941 von der Hausgemeinschaft verabschieden müssen, weil sie mit dem ersten Massentransport aus Wuppertal in das Ghetto Łódź deportiert werden sollte, mussten zwei Wochen später auch Josef und Helene Rosenthal das Haus verlassen.
Am Montag, den 10. November 1941, mussten sie sich, versehen mit all ihrem Gepäck und mit Proviant für mehrere Tage, am Bahnhof Steinbeck einfinden. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurden sie nun nach Minsk deportiert.
Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.
Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.
Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.
Josef Rosenthal war bei seiner Deportation 49 Jahre alt.
Das Ehepaar Feidelberg aus dem Haus Katernberger Straße 2 wurde im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Geburtsregister Elberfeld 4259/1892