Harald Borchardt
Harald Borchardt wurde am 12. August 1912 in Barmen geboren. Seine Mutter hieß Margot Borchardt, geb. Walbaum, der Vater ist nicht bekannt. Im Elberfelder Adressbuch von 1925 ist eine verwitwete Paula Walbaum als Eigentümerin eines Geschäfts für Damen- und Kinderkonfektion mit Sitz in der Hofaue 89 aufgeführt. Dies war möglicherweise einst die Firma von Harald Borchardts Großvater Ludwig Walbaum und seiner Frau Paula gewesen, die seine Mutter Margot nun weiterführte und in der auch er selbst lernte und arbeitete. Harald Borchardt lebte zu Beginn der 1940er Jahre in der Herzogstraße 31.
Von dort musste er sich am Montag, den 10. November 1941 auf den Weg zum Bahnhof Steinbeck machen, versehen mit seinem Gepäck und Proviant. Mit über 250 weiteren Wuppertaler Juden und Jüdinnen wurde er nach Minsk deportiert, wo er fünf Tage später ankam. Offensichtlich wurde er dazu eingeteilt, ins Ghetto von Minsk zu ziehen, denn noch am 4. August 1944 wurde er in das Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz deportiert. Dort erhielt er die Gefangenennummer 14257. Am 8. März 1945, wenige Wochen vor der Befreiung vom Nationalsozialismus, kam Harald Borchardt dort um. Er war 33 Jahre alt.
Mit dem Wuppertaler Siegfried Schwarz, geboren 1916, ist Harald Borchardt einer der wenigen Wuppertaler Deportierten, von denen bekannt ist, dass sie das Ghetto Minsk und seine Erschießungsaktionen überlebten. Schwarz (Gefangenennummer 16388) kam am 23. März 1945 im Außenlager Leitmeritz um. Der Wuppertaler Martin Schönthal, geboren 1888, soll ebenfalls im Konzentrationslager Flossenbürg umgekommen sein, aber ein Beleg dafür fehlt. Günther Silberberg, geboren 1920, war ebenfalls nach Minsk deportiert worden und kam am 18. November 1944 im Konzentrationslager Mauthausen um. Es ist nicht auszuschließen, dass auch noch andere der aus Wuppertal nach Minsk deportierten Menschen in andere Lager kamen und dort umkamen. Lediglich zehn der deutschen Juden waren bei der Befreiung von Minsk noch am Leben. Aus Wuppertal war keiner darunter.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/recherche/totenbuch