Hedwig Brauer, geb. Herzfelder
Die Witwe Hedwig Brauer zog erst am 16.6.1941 von Nürnberg in den Pfaffenberger Weg 190 in Solingen zu ihrem Sohn Walter und dessen Frau Herta Helena. Dieses Haus war im Juni 1939 zu einer Zwangsunterkunft für Juden erklärt wohnen, und außer den Brauers leben dort noch Gisela und Adolf Freireich, Vera Stock und Friderike Strauß.
In der Nacht zum 13. Juli 1941 wurden die am Pfaffenberg wohnenden Jüdinnen und Juden von einer Gruppe angetrunkener Nationalsozialisten, die von einem in der Nähe stattfindenden „Schulungsabend“ nach Solingen heimkehren, überfallen. Während Hedwig Brauer und Friederike Strauß sich vor dem entfesselnden Mob im Haus verstecken konnten, wurden die anderen Bewohner von Nazis brutal misshandelt.
Am 26. Oktober 1941 wurden das Ehepaar Brauer und Friederike Strauß mit dem ersten Massentransport von Jüdinnen und Juden über den Wuppertaler Bahnhof Steinbeck in das Ghetto Łódź deportiert. Am selben Tag musste Hedwig Brauer nicht nur von Sohn und Schwiegertochter Abschied nehmen, sondern nach Wuppertal in das frühere jüdische Altersheim an der Straße der SA 73 umziehen (heute Friedrich-Ebert-Straße), in dem auf engstem Raum bereits über 70, meist ältere Personen lebten. Von dort musste sie sich am 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck begeben, um mit vielen weiteren Wuppertaler Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden. Alle jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Altersheim mussten sich ebenfalls auf dem Bahnhof einfinden.
Eineinhalb Jahre später, am 7. Januar, ist Hedwig Brauer im Ghetto Theresienstadt umgekommen, vermutlich an Entkräftung, Hunger oder unbehandelten Krankheiten. Sie war 72 Jahre alt.
Von den Bewohnern des Hauses Straße der SA 73 überlebte den Holocaust einzig Olga Weinschenk.“
Quellen
Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 27209; Armin Schulte: „Man soll mich nicht vergessen!“ Stolpersteine in Solingen. Schicksale 1933-1945, Solingen 2020, S. 42f.