
Flora Löwenthal, geb. Grünebaum
Flora Grünebaum wurde am 9. März 1905 in Bad Kissingen geboren und wuchs in wohlsituierten Verhältnissen auf. Ihr Vater Artur führte dort in der Untere Marktstraße 5 ein gut gehendes Manufaktur- und Wäschegeschäft.
Flora Grünebaum sowie ihre vier Geschwister wuchsen sehr behütet auf. Bei ihrer Heirat mit Fritz Löwenthal am 11. Oktober 1931 brachte sie einen Großteil des Hausrats als Aussteuer mit in die Ehe. Die Trauung fand im Hotel Ehrenreich in Bad Kissingen als Doppelhochzeit von Flora und Fritz Löwenthal sowie von ihrem Bruder Norbert Grünebaum mit Dina Jeidel statt. Die Ankündigung der Hochzeit wurde auch in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift „Der Israelit – Ein Zentralorgan für das orthodoxe Judentum“ veröffentlicht.
Aus der Ehe gingen die Kinder Ruth Luise (*30.11.1932) und Manfred Moritz (*16.6.1935) hervor. Als 1935 Flora Löwenthals Vater starb, erbte sie ein Zehntel des Geschäftswertes der Firma, die ihre Mutter Sophie Grünebaum weitergeführt hatte. 1937 musste die Mutter das Geschäft zwangsversteigern lassen und zog im November 1938 zu Flora Löwenthal nach Wuppertal in die Vereinstraße 17. Sie plante die Emigration in die USA und besaß bereits ein Deposit mit der Nr. 18213.
Alle Geschwister Flora Löwenthals waren bereits in die Vereinigten Staaten emigriert, aber Flora und ihrer Familie gelang die Flucht nicht mehr.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941 musste sich Flora Löwenthal mit ihrer Familie am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck einfinden und wurde zunächst nach Düsseldorf gebracht. Am nächsten Morgen fuhr der Zug mit rund 1000 Menschen in das Ghetto „Litzmannstadt“ (Łódź). Nach ihrer Deportation beschlagnahmten die Nationalsozialisten ihr gesamtes Vermögen.
Noch am 8. Dezember 1941 schrieb die Familie Löwenthal an die befreundete Familie Israel in Elberfeld:
Liebe Familie Israel!
Mit Ihrer Karte haben wir und Ruth uns sehr gefreut und danken herzlich. Ruths Geburtstag [der war am 30. November gewesen] verlief ganz nett. Schön, dass Eva sich mit Tante Selma so gut versteht und Ihnen auch zur Seite ist. Uns geht es gut,Gott lob. Die Kinder sind immer munter, sprechen oft von ihren Schulgeschäften. Hat Ihnen Irma S. damals meine Blumen gebracht? Die Zeit vergeht so schnell. Friedel Simon ließ eben auch ihren Brief lesen und freuten uns alle damit. Bleiben Sie weiter so schreibfleißig. Von mir müssen Sie sich weiter mit Karten begnügen. Ihnen und allen Bekannten die herzlichsten Grüße, Ihre Familie Löwenthal.
Und Ruth ergänzte:
Liebe Eva. Herzlichen Dank für Deine Karte. Wir haben meinen Geburtstag schön gefeiert. Schade, dass Ihr nicht dabei wart. Viele Grüße Ruth und Fredi
Fritz Löwenthal starb am 25. August 1942. Flora Löwenthal und die Kinder überlebten dieses schreckliche Ereignis nur um wenige Tage. Alle drei wurden im September 1942 aus dem Getto von Łódź gebracht und in Chełmno ermordet.
Flora Löwenthal wurde 37 Jahre alt.

Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal