Martha Plaut, geb. Falk, gen. Mary

  • Geburtsdatum: 23.04.1905
  • Geburtsort: Arnsberg
  • Wohnort:

    Platanenstraße 1, Kleeblatt

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Martha (genannt Mary) Falk wurde am 23. April 1905 als Kind der Eheleute Paul und Mathilde Falk, geb. Loewenstein, in Arnsberg geboren. Sie besuchte eine Höhere Mädchenschule.

Ob ihre Mutter starb oder die Eltern sich scheiden ließen, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall heiratete Martha Falks Vater erneut: Frieda Falk, geb. Kellermann. Martha Falk und ihre drei Geschwister Fritz, Liesel und Eleonore wohnten mit den Eltern in der Grafenstraße 76 in Arnsberg. Ihr Vater besaß einen Lebensmittelgroßhandel und vertrat unter anderem die niederländischen Margarinewerke Van den Bergh. Mitte der 1920er-Jahre geriet er aber in wirtschaftliche Schwierigkeiten und übergab seinem Sohn Fritz die Generalvertretung. Auch Martha Falk und ihre Schwester Liesel arbeiteten im Unternehmen mit.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte sofort der antijüdische Druck ein, so dass die Familie Falk ihr Haus verkaufen mussten. Marthas Bruder Fritz wurde der Gewerbeschein entzogen, weil sich konkurrierende Einzelhändler beschwert hatten, dass sie ihre Ware von Juden kaufen müssen. Während der Novemberpogrome verwüsteten SA-Männer die Wohnung der Falks. Martha Falks Vater wurde schwer misshandelt, erlitt eine Kopfverletzung und musste ins Krankenhaus. In Anwesenheit des Bürgermeisters wurden 7.000 Reichsmark und sämtliche Geschäftsbücher konfisziert.

Marthas Bruder Fritz flüchtete nun in die Niederlande. In einem Brief an den Unternehmer Samuel van den Bergh bat er dringlich, für die Eltern eine Aufenthaltsgenehmigung zu erwirken. Er schrieb: Die Menschen sitzen in Deutschland in ihren zerstörten Wohnungen ohne jegliche Hilfe, ohne jemanden, der sich um sie kümmert, ohne Geld. Ob mein Vater, der vor meiner Mutter und meinen beiden Schwestern so übel geschlagen wurde, dass er blutüberströmt ins Krankenhaus musste, überlebt, ist in Gottes Hand. Aber die Pläne für die Eltern scheiterten. Martha Falks Vater zog zunächst mit seiner Frau nach Berlin, wurde aber von dort deportiert und ermordet.

Martha Falk, die mit dem Kaufmann Richard Plaut in Wuppertal verheiratet war, wohnte in der Sandstraße 1 (heute Kleeblatt) in Wuppertal-Elberfeld. Auch gelang es nicht mehr auszureisen. Hochschwanger musste sie sich gemeinsam mit ihrem Mann am Montag, den 10. November 1941, mit all ihrem Gepäck und Proviant für mehrere Tage, am Bahnhof Steinbeck einfinden. Mit rund 250 weiteren Juden und Jüdinnen aus Wuppertal und den bergischen Nachbarstädten wurde das Paar nun nach Minsk deportiert.

Das Ghetto in Minsk war von den deutschen Besatzern im Sommer 1941 auf zwei Quadratkilometern eingerichtet worden. Rund 75.000 jüdische Menschen lebten in Minsk, von denen die meisten ins Ghetto umziehen mussten. Im Herbst und Winter kamen dann noch sieben Deportationszüge mit rund 7000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“ hinzu. Die Lebensverhältnisse in den aus Stein oder Holz erbauten Häusern waren katastrophal.

Wer am Leben bleiben durfte, musste in ein besonderes Ghetto etwas abseits vom Hauptghetto ziehen, das in fünf Abteilungen entsprechend der Herkunft der Transporte eingeteilt war: Hamburg, Berlin, Bremen, Wien und eben Rheinland. Von diesen Ghettobewohnern starben die meisten durch Erschießungs- und auch Vergasungsaktionen (durch KFZ-Motorabgase) Ende Juli 1942, am 8. März 1943 und im Herbst 1943.

Die meisten der Opfer aber kamen gar nicht erst ins Ghetto, sondern wurden mit dem Zug direkt in das 12 km südöstlich von Minsk gelegene Maly Trostenez gebracht und dort ermordet, in der Regel bei Erschießungsaktionen. Das Schicksal der wenigen, die in ein Arbeitslager geschickt wurden, ist unbekannt.

Martha Plaut war bei ihrer Deportation 36 Jahre alt.

Ihre drei Geschwister überlebten: Fritz und Eleonore konnten sich nach England retten. Liesel wurde im Ghetto Theresienstadt von der Roten Armee befreit.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk | Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 429963 | https://stolpersteine.wdr.de/web/de/stolperstein/155