David Appel

David Appel

  • Geburtsdatum: 20.02.1876
  • Geburtsort: Bonn-Endenich
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Aue 98, Augustastraße 54, Zollstraße 11

  • Todesdatum: nach 15.05.1944
  • Todesort: Vernichtungslager Auschwitz

David Appel wurde am 20. Februar 1876 in Endenich, heute Bonn, als viertes von sieben Kindern des „Handelsmannes“ Moses und seiner Frau Adelheid, geb. Seelmann, geboren. Vater und Brüder waren alle Viehhändler, David war der einzige, der Kaufmann wurde. Er war wohl kein guter Schüler. Denn er verließ das Gymnasium schon nach der Quarta, um in einem Textilgeschäft eine Lehre zu absolvieren. Danach leitete er ein kleines Geschäft in Endenich. Um 1900 kam er in das florierende Handelszentrum Elberfeld. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Textilhäusern, bevor er schließlich den Warenbestand der Firma Karfiol, Wall, aufkaufte, um diesen Gewinn bringend zu verkaufen, so dass der finanzielle Rahmen gegeben war, um 1902 eine eigene Firma zu gründen. Die Firma Gebrüder Appel befand sich zunächst im Parterre und der ersten Etage im Haus Herzogstraße 10-12, das Leonhard Tietz gehörte. Zu Beginn wurden Damenkonfektion und Gardinen, später auch andere Textilien verkauft. Bald wurde David Appel Alleininhaber der Firma. Er heiratete 1911 Grete Troplowitz (geb. 15.8.1891), deren Eltern in Eisenach eine Drogerie besaßen.

David Appel wurde 1915 zum Militär nach Herford eingebrufen und war während des Ersten Weltkriegs in Belgien und Frankreich stationiert. Nach dem Waffenstillstand im November 1918 – Appel verbrachte zu dieser Zeit einen Urlaub in Elberfeld – wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Wie sein Sohn Kurt berichtete, hängte er das ihm verliehene Eiserne Kreuz später über sein Bett, und die Miniatur trug er am Jackenaufschlag. Später wurde er Mitglied in der Elberfelder Ortsgruppe des „Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten“. 1923 konnte Appel von der Firma Tietz das benachbarte Haus Grünstraße 24-26 erwerben und seine Geschäftsräume damit deutlich erweitern.

Am 13. Januar 1912 wurde der erste Sohn Heinz in Elberfeld geboren. Als „Resultat des letzten Kriegsurlaubs“ kam im Februar 1919 der zweite Sohn, Kurt, zur Welt. Während der Vater eher praktisch veranlagt war, vertrat die Mutter das „feingeistige“ Element in der Familie.

Die Familie lebte in großbürgerlichem Wohlstand zunächst in der Aue 98, später in der Augustastraße 54. Gerte Appel arbeitet nicht mit ihm Geschäft, sondern war für das Haus zuständig. Die Söhne unterstanden der Aufsicht eines Kindermädchens.

David Appel war Mitglied der Ortsgruppe des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ und scheint genau dem akkulturierten, patriotischen Milieu der Elberbfelder jüdischen Gemeinde entsprochen zu haben. Zu den sogenannten „Ostjuden“ gab es entsprechend keine Beziehungen, vielmehr habe sein Vater sie, wie der Sohn Heinz später beschämt berichtete, wegen der angeblich „vielen Skandale in Deutschland“ verachtet.

Der Sohn Heinz besuchte die Oberrealschule Nord am Carnapplatz (heute Hermann von Helmholtz-Realschule) und machte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Textilkaufmann in Hannover. Im Frühjahr 1938 emigrierte er vor den Nationalsozialisten nach London zu einer Kusine.

Am 21. April 1934 musste die Firma aufgegeben werden, am 3. September 1934 wurde sie offiziell abgemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren dort 25 Angestellte beschäftigt.

Noch 1938 besaß David Appel die Häuser Herzogstraße 10-12 und Grünstraße 24-26, die er beide am 28.9.1938 an Dr. Aziz Cotta Bey verkaufte.

Der jüngere Sohn Kurt besuchte das Realgymnasium an der Aue, die er mit der Mittleren Reife 1935 verließ, um eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Ferber & Gumpert zu machen. Kurt war Sympathisant der „Bündischen Jugend“ und geriet so in den Fokus der Gestapo. Tatsächlich wurde er im Februar 1938 verhaftet und kam in Haft, so dass er im Gefängnis von den antijüdischen Ausschreitungen vom 10. November erfuhr. David Appel war rechtzeitig zu Verwandten nach Bonn geflüchtet und den Übergriffen in Wuppertal auf diese Weise entkommen.

Noch aus dem Gefängnis heraus nahm Kurt Appel Kontakt zu seinem Vetter Fr. Richard Appel auf, der bereits in Madras in Indien eine Arztpraxis aufgebaut hatte. Mit der Zusicherung einer baldigen Auswanderung entließ man Kurt am 30. Dezember 1938 aus der Haft. Für eine Woche kehrte er nach Hause zurück, um am 6. Januar 1939 auf der „Bremerhaven“ nach Indien auszureisen, das er Anfang Februar erreichte.

Durch die Verwandten in Indien stand dieses Land im Fokus der Ausreisebemühungen von David Appel und seiner Frau, aber immer wieder wurden ihnen neue Steine in den Weg gelegt, und Mutlosigkeit und sinkendes Vertrauen spielten auch eine Rolle. Grete Appel schrieb am 3. September 1939, nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen und dem Beginn des Weltkrieges an ihre Söhne: „[…] und heute ist nun doch eingetroffen, was wir fürchteten, aber immer noch bis in die letzten Tage unmöglich hielten. Und weil wir es eben für unmöglich hielten, versäumten wir den richtigen Moment, trotz unseres Visums und allem, was dazugehört, denn wir waren ja fix und fertig, und nun nützen keine Selbstvorwürfe mehr etwas, auch Eure nicht, wir sitzen eben hier fest und müssen abwarten, was kommt. Wir können nur immer noch hoffen und von Gott erflehen, dass alles nur ein nicht allzu langer Aufschub ist, in nicht allzu langer Zeit unsere Reise antreten zu können.“

Seit Beginn des Kriegs gab es keine Möglichkeit mehr, auf direktem Weg Briefe zu wechseln.  Bekannte im neutralen Ausland mussten gebeten werden, die Post weiter zu befördern. Eine andere Möglichkeit war das Internationale Rote Kreuz in Genf, das die Korrespondenz abwickelte. Erlaubt waren allerdings lediglich 25 Wörter, die der Zensur unterlagen, und der Postweg dauerte bis zu drei Monaten.

Im März 1942 musste das Ehepaar Appel in die Zwangsunterkunft Zollstraße 11 umziehen. Grete Appel schrieb ihrem Sohn Heinz kurz vor Pessach: „Wie sehr ich es bereue, dass ich dir, lieber Heinz, seinerzeit nicht folgte, kann ich gar nicht sagen. Man muss eben auch schon mal auf andere Leute hören. Aber es war bestimmt nicht meine Schuld allein. Wir sind nun in unserer neuen Wohnung und soweit fertig und müssen wir sehen, dass wir uns darin gewöhnen. So hübsch wie unsere vorige ist sie nicht.“

Dass die Eheleute Appel seit September 1941 den entwürdigenden „Judenstern“ sichtbar zu tragen hatten, wird an keiner Stelle der Korrespondenz zwischen Eltern und Söhnen erwähnt. Aus einer Bescheinigung des Wirtschaftsamts der Stadt Wuppertal geht hervor, dass Juden im Jahr 1942 keine Kleiderkarten mehr erhielten und nur noch ausnahmsweise Kleidung oder Schuhe kaufen konnten. Am 14. Februar 1942 durften sich Appels wegen einer dringend notwendigen Schuhreparatur in die Kundenliste der Lederhandlung Gebrüder Weistermann, Bökel 20, eintragen lassen. Darüber wie auch über die knappen Lebensmittelzuteilungen, über die Verbote, ein Radio oder Telefon zu besitzen und andere Schikanen schrieben Grete und David Appel nichts.

Wie bei den meisten der so unter Druck gesetzten Juden sollten die Briefe der Appels an die Verwandten optimistisch und hoffnungsvoll klingen. Sie bedauerten zutiefst, sich nicht über Bedenken hinweggesetzt zu haben und nicht rechtzeitig nach London ausgereist zu sein, gaben die Schuld aber vor allem sich selbst. Durch Abwarten und Zögern hatte sich der Reisetermin soweit verschoben, dass der Beginn des zweiten Weltkriegs die Pläne zum Scheitern verurteilt hatte.

David und Grete Appel wurden mit dem vorläufig letzten Massentransport Wuppertaler Jüdinnen und Juden am 20. Juli 1942 vom Bahnhof Steinbeck aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort kamen sie am 15. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo sie vermutlich sofort ermordet wurden.

Ihr Sohn Heinz (nun Henry Apsley) heiratete in England Rachel Woolf; die Ehe blieb kinderlos. Apsley starb 2001. Sein Bruder Kurt hatte die 1922 in Elberfeld geborene Gerda Mendels geheiratet und bekam mit ihr zwei Söhne, David (*1953) und Theodor (*1956), Gerda Appel starb 1988, Kurt, der schließlich in New Jersey lebte, im Jahr 2017.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Fleermann/ Schrader, Hg.: Jüdischer Alltag, Wuppertal 2009, S. 120-133; Stadtarchiv Wuppertal, Alten für Wiedergutmachung 250970, 421551, 250093