Lothar Goldschmidt
Der Kaufmann Lothar Goldschmidt, geboren am 9. März 1908 in Elberfeld, war Angestellter der Firma Neugarten & Eichmann in Detmold. Seine Eltern waren Emil und Rosa Goldschmidt, geb. Eichmann. Zur Familie gehörte noch die vier Jahre jüngere Schwester Edith. 1936 zog Lothar Goldschmidt von Detmold nach Heidelberg und von dort aus zu seinem Vater nach Wuppertal-Elberfeld.
Im Zuge der antijüdischen Aktionen im November 1938 wurde er verhaftet und wurde am 17. November 1938 mit der Nummer 29603 in Dachau registriert, wo er bis zum 2. Dezember 1938 in Haft war.
Laut einer für ihn angelegten Gestapoakte versuchte er, nach seiner Haft Anfang 1939 nach New York auszuwandern. Die Abreise war bereits auf den 15. April 1939 festgelegt. Allerdings denunzierten ihn zwei junge Frauen aus dem Haus Roonstraße 22 der Rassenschande, so dass die Polizei ihn auf Anweisung des Amtsgerichts Wuppertal am 14. April 1939 verhaftete und im Strafgefängnis Wuppertal in Untersuchungshaft nahm.
Vorgeworfen wurde ihm, zwei Wochen zuvor mit einer „Staatsangehörigen deutschen Blutes außerehelichen Verkehr gepflogen zu haben“.
Der jüdische Rechtsanwalt Gustav Brück übernahm als „Konsulent“ die Verteidigung in einem aussichtslosen Prozess, der aufgrund einer Denunziation angestrengt worden war, zwei Tage, bevor Lothar Goldschmidt nach England auswandern wollte.
Die Akte schließt mit dem Vermerk vom 19.10.1940: „Der Kaufmann Lothar Israel Goldschmidt ist heute nach verbüßter Strafe in Vorbeugungshaft genommen worden.“ Am 8. September 1939 wurde er vom Landgericht Wuppertal zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt, die er in Münster verbüßte. Dort wurde er noch Anfang 1940 aufgefordert, erneut seine Auswanderung einleiten zu lassen.
Nach Verbüßung der Strafe am 19. Oktober 1940 wurde er wiederum in „Schutzhaft“ genommen. Mehrfach versuchte sein Vater Emil Goldschmidt, den Schutzhaftbefehl für seinen Sohn aufheben zu lassen, indem er Auswanderungspapiere nach Haiti bzw. Shanghai vorlegte. Das war auch die verzweifelte Bemühung, Lothars Überstellung in das Konzentrationslager Sachsenhausen zu verhindern. Aber alle Anträge wurden abgelehnt.
Auch die Beteuerung des Vaters, dass die gesamte Familie Goldschmidt „für immer“ Deutschland verlassen wolle (seine Tochter Edith lebte bereits in den USA), blieb erfolglos.
Am 23. November 1940 überstellte man Lothar Goldschmidt in das Konzentrationslager Sachsenhausen-Oranienburg, wo er die Häftlingsnummer 34287 bekam. Von dort verschleppte man ihn am 11. August 1941 mit einhundert weiteren Häftlingen in das Konzentrationslager Groß-Rosen, wo er am 24. November 1941 umkam. Als offizielle Todesursache wurde „akuter Magendarmkatarrh in Verbindung mit Kreislaufschwäche“ angegeben. Seine Urne wurde am 12. Januar 1942 auf dem jüdischen Friedhof in Elberfeld beigesetzt. Er wurde 30 Jahre.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
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Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Gerichtsakte des Landgerichts Wuppertal, Inv.Nr. BAS 0258; StdA DT MK; LAV NRW OWL D107 Nr. 17; IST; KZ-Gedenkstätte Dachau; LAV NRW Rheinland RW 58 Nr. 58632; Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen: Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau 1367/196, Bl. 447; Sign. im Archiv Sachsenhausen D 1 A/1196, Bl. 447; Archiwum Muzeum Gross-Rosen MGR-A, Sygn. 6819/DP; Transport der Häftlinge aus KL Sachsenhausen in KL Gross-Rosen und MGR-A; Sygn. 1855/DP – Sterbebuch KL Gross-Rosen sowie Sterbeurkunde