Richard Barmé

  • Geburtsdatum: 03.10.1924
  • Geburtsort: Elberfeld (Küllenhahn)
  • Wohnort:

    Obere Ruthenbeck 4, Zur Kaisereiche 101

  • Todesdatum: 08.03.1945
  • Todesort: Hinrichtungsstätte Waalsdorpervlakte bei Den Haag

Richard Barmé wurde am 3. Oktober 1924 als Sohn des Wuppertaler Kaufmanns Benno Barmé und dessen 15 Jahre jüngerer Frau Dina Henriette geboren. Richards Schwester Rita war ein Jahr älter; die Familie lebte in einem Haus in der Oberen Rutenbeck 4 „auf“ Küllenhahn.

Benno Barmé ließ sich, wie seine Frau Dina Henriette und seine Kinder Rita und Richard, am 15 März 1933 evangelisch-lutherisch taufen. Sie waren eifrige Mitglieder des Reichsverbandes nichtarischer Christen bzw., des Paulusbundes. Sie luden zu deren Veranstaltungen ein und führten ein großbürgerliches gastliches Haus in der Oberen Rutenbeck mit drei Hausangestellten. Benno Barmé hatte die Gefahren des Nationalsozialismus damals offensichtlich noch nicht erkannt. Kurz vor der Machtübernahme war er am 1. Januar 1933 Mitglied der Motorstaffel 173 Motor-SA in Wuppertal mit der Mitgliedskarte Nr. 2 geworden. Bei einer Sitzung der Kaltwalzwerke in Hagen zeigte er sich sogar mit Parteiabzeichen der NSDAP. Am Privatwagen seiner Frau wehte die NSKK-Flagge (Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps), und er hielt seine Kinder an, mit „Heil Hitler“ zu grüßen.

Der Vater Benno war das erste kaufmännische Vorstandsmitglied der „Kupfer- und Messingwerke AG Langenberg“ und an diesem Unternehmen, das Anfang 1938 „arisiert“ wurde, wesentlich beteiligt.

Im Mai 1938 emigrierten Richards Eltern nach Baarn in die Niederlande, während er selbst zu diesem Zeitpunkt das Internat „Montana“ in St. Moritz in der Schweiz besuchte. Von dort reiste er nach Holland zu seinen Eltern. Mit der Einführung des Judensterns in den Niederlanden am 2. Mai 1942 und der sich verschärfenden Judenverfolgung beschloss Richard, sich den niederländischen Streitkräften in England anzuschließen.

Zunächst flüchtete er am 10. Juli 1942 mit einem Kohlenzug in die Schweiz, wo er für kurze Zeit von den Schweizer Behörden interniert wurde, aber immerhin die Zeit dazu nutzte, noch sein Abitur abzulegen.

Dann machte er sich auf den Weg nach Gibraltar und erreichte England am 16. März 1944, wo er sich beim Bureau Bijzondere Opdrachten, einem niederländischen Geheimdienst während des 2. Weltkrieges, meldete und dort die Ausbildung zum Funker und Fallschirmspringer absolvierte.

In der Nacht vom 1. auf den 2. November 1944 sprang Richard über den Niederlanden ab, schloss sich einer Rotterdamer Kampfgruppe an und nahm dort seine geheime Sendetätigkeit auf. Aber am 2. Februar 1945 wurde der Sender von der deutschen Abwehr angepeilt und Richard verhaftet. Im Gefängnis Oranjehotel wurde Richard dann zwar noch verhört. Aber für einen Prozess blieb den Nationalsozialisten keine Zeit mehr, sodass Richard am 8. März 1945 mit 37 anderen Widerstandskämpfern in den Dünen von Waalsdorpverlakte erschossen wurde. Dies geschah als Rache für den missglückten Anschlag einer niederländischen Widerstandsgruppe auf Hanns Rauter, den Höheren SS- und Polizeiführer der Niederlande, der unter anderem für die Deportation von 110 000 niederländischen Juden in die Vernichtungslager verantwortlich war.

Nach der Befreiung der Niederlande wurde Richard sowohl von der britischen als auch von der niederländischen Regierung hoch geehrt. So ist er unter anderem Träger des „Bronzen Leeuw“ (dt. Bronzener Löwe), einer Auszeichnung, gestiftet durch die niederländische Königin 1944 für alle, die durch besondere Tapferkeit oder Entschlossenheit im Krieg gegen die Deutschen aufgefallen waren. Er wurde auf einem niederländischen Ehrenfriedhof in Loenen begraben.

Wie die Eltern den gewaltsamen Tod ihrer beiden Kinder überlebten, kann man sich kaum vorstellen. Sie kämpften jahrelang einen mühsamen und zähen Kampf gegen viele bürokratische Widerstände und juristische Winkelzüge für eine wenigstens finanzielle Restitution, wissend, dass damit ihre Kinder nicht wieder lebendig würden.

Als ihr Anspruch am 11. November 1960 endlich anerkannt wurde, war Ritas Vater Benno Barmé bereits gestorben. Ihre Mutter starb im Jahr 2000 in der Schweiz.

Bildnachweis


Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Stadtarchiv Wuppertal, Akten für Wiedergutmachung AfW 605197, 605198, 605199, 605200; Königin Luise-Schule Köln (Stephan Stracke), Frank Homberg