Grabstein der Eltern von Recha Auerbach auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg, Rabbiner Dr. Zacharias und Henriette Auerbach

Recha Auerbach

  • Geburtsdatum: 20.04.1882
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Wohnort:

    Brillerstraße 16/18, Tannenbergstraße 12 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 21.04.1942
  • Todesort: Ghetto Izbica oder Vernichtungslager Sobibór

Recha Auerbach wurde am 21. April 1882 als zweite Tochter des Elberfelder Rabbiners Dr. Zacharias Auerbach und seiner Frau Betty, geb. Moos in Elberfeld geboren. Ihr Schwester Esther Emilie, genannt Emmi, war zwölf Jahre alt, sie selbst gerade sieben, als ihre Mutter starb. So wundert nicht, dass der Vater bald wieder heiratete, nämlich am 26. Dezember 1892 Henriette Aronstein, die zu diesem Zeitpunkt 43 Jahre alt war.

Anzunehmen ist, dass die neue Frau den beiden Mädchen eine liebevolle Mutter wurde, denn nachdem sie 1908 gestorben war, ließ der Witwer folgende hebräische Inschrift auf ihren Grabstein setzen:

„Hier ruht

Die reine und gütige Frau in ihrem Tun,

Die Krone ihres Mannes

Und der Ruhm ihres Hauses,

Frau Henriette, Tochter des Rabbiners

Schlomo s.A., Gattin unseres Lehrers Rabbiner

Issachar Auerbach.

Im Alter von 59 Jahre kehrte zu ihrem Vater im Himmel

Am Sonntag, den 19. Adar 5668.“

(Übersetzung: Rabbiner Chaim Kornblum)

 

Die nun 26-jährige Recha lebte nun allein mit dem Vater und führte ihm den Haushalt. Emmi hatte 1m 6. Juli 1901 den Wuppertaler Karl Kahn geheiratet. Die beiden Neffen Heinrich Gustav und Ernst Arnold, die 1902 und 1906 geboren wurden, werden für die Tante eine große Freude gewesen sein, und ebenso die Nichte Eva Grete, die 1918 noch als Nachzüglerin die Familie beglückte. Zu allen jüdischen Feiertagen machte sich Familie Kahn aus der Mozartstraße 23 auf ins nahe gelegene Haus Auerbach in der Brillerstraße 16/18, um zusammen zu feiern, so dass Recha allein dadurch schon gut zu tun gehabt haben wird.

Leider starb Rechas Schwester Emmi schon am 26. März 1926 mit noch nicht einmal 50 Jahren, was ein großer Schlag für die Familie gewesen sein muss. Recha sorgte nun vollumfänglich für ihren nun 82-jährigen Vater Zacharias, der dann im folgenden Jahr 1927 starb und bei seiner Frau Henriette beigesetzt wurde.

Später erinnerten sich die Neffen und die Nichte aus den USA an Recha Auerbach:

Trotz ihrer schweren, halbseitigen Lähmung führte unsere Tante ein aktives Leben. Als wir noch klein waren, sorgte sie sich um uns, wenn die Eltern auf Reisen waren. Sie besuchte das jüdische Altersheim mit uns und nahm uns mit auf den Friedhof am Weinberg. Zu Hause beschäftigte sie sich mit feiner Hausarbeit. Zum Beispiel stickte sie Decken und Kissen für unsere Biedermeiermöbel. Sie war im Jüdischen Frauenbund und Frauenverein sehr engagiert. Wir erinnern uns an eine feine und gleichmäßig gelaunte Person, die Freundschaften schloss und die sich um anderer Menschen Wohlergehen kümmerte.

Da Recha von Geburt an linksseitig gelähmt war, konnte sie kein Visum für die USA oder für ein anderes Land bekommen. Sie lebte mit uns, der Familie Kahn. Sie allein zurück zu lassen, war eine tief traurige Entscheidung. Man kann sich nicht vorstellen, was sie zu leiden hatte, als wir abreisten.

Das Schlimmste sollte noch kommen: Im Oktober 1941 war sie noch in Wuppertal, und zu der Zeit hatte sie noch Hoffnung auf Auswanderung. Recha Auerbach wurde am 21. April 1942, genau an ihrem 60. Geburtstag, nach Izbica in der Nähe von Lublin deportiert.

Entweder kam sie schon in den erbärmlichen Lebensumständen des Ghettos von Izbica um oder im nahe gelegenen Vernichtungslager Sobi-bór.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, Foto: Matthias Wellmer

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Izbica