Paula Wolff

  • Geburtsdatum: 03.03.1875
  • Geburtsort: Neviges (heute Velbert)
  • Beruf: Kauffrau, Mitinhaberin eines Geschäfts
  • Wohnort:

    Oberwall 58, Emilstraße 3 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 21.09.1942
  • Todesort: Vernichtungslager Treblinka

Paula Wolff wurde am 3. März 1875 als sechstes von insgesamt neun Kindern des Kaufmanns Markus Wolff und seiner Frau Röschen, geb. Mandelbaum, in Neviges geboren. Im Geschäft ihres Vaters, ein Einzelhandelsfachgeschäft in Manufaktur-, Weiß- und Wollwaren erlernte sie den Beruf der Ladengehilfin und darauf aufbauend den der Kauffrau. Mit ihrer sieben Jahre älteren Schwester Jenny, die wie sie unverheiratet blieb, übernahm sie im Januar 1900 als Gesellschafterin das väterliche Geschäft, das seinen Sitz in der Elberfelder Straße 51 in Neviges hatte.

1911 starb ihre Mutter Röschen im Alter von 72 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Neviges beigesetzt, und als ihr Vater im Alter von erstaunlichen 95 Jahren 1928 starb, beerdigte ihn die Familie ebenfalls dort. Paula und Jenny führten ihr Geschäft mit gutem Erfolg weiter.

Aber nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 änderte sich die Lage für die beiden Damen zunehmend. Jenny war mittlerweile 65 Jahre alt, Paula 58. Wegen der antijüdischen Boykotte mussten die beiden Damen ihr Geschäft im Jahr 1937 liquidieren.

Im Juni 1938 entschlossen sie sich zu einem Umzug nach Wuppertal, und zwar nach Barmen in das Haus der Witwe Clara Nathan, geb. Herz (1881-1942), Oberwall 58. Mit dieser Adresse sind beide im Wuppertaler Adressbuch von 1940/41 namentlich verzeichnet. Clara Nathan nahm nicht nur die Schwestern Wolff auf, sondern auch die Schwelmerin Marie Calmann, geb. Klein (*1878), Ernst Goldschmidt und seine Mutter Rosa, geb. Nussbaum (1877-1942), und eine Frau Sternberg. Clara Nathans Mann Edmund (1877-1937) war Geschäftsführer des Barmer Warenhauses Tietz gewesen, einer Filiale der bekannten Leonard Tietz AG. Als man diese 1933 „arisierte“ und zur neuen Kaufhof AG umbenannte, plante Edmund Nathan eine Ausreise nach England. Das Visum wurde ihm von englischer Seite verwehrt, woraufhin er sich im Juni 1938 im Bahnhof Oberbarmen vor einen Zug warf. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof an der Hugostraße. Auch Marie Calmann nahm sich das Leben: Am 24. Oktober 1940 nahm sie Gift. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof in Schwelm an der Delle bestattet.

Am 15. März 1942 starb Paula Wolffs Schwester Jenny im Alter von 75 Jahren – wo sich ihr Grab befindet, ist nicht bekannt.

Nachdem im April 1942 Clara Nathan und auch Rosa Goldschmidt nach Izbica deportiert worden waren, mussten die verblieben Bewohnerinnen erneut umziehen, und zwar in das Haus des Religionslehrers Samuel Fridrich Jonas in der Emilstraße 3. Dort traf Paul Wolff auch auf ihre verwitwete älteste Schwester Klara Epstein, die bereits 78 Jahre alt war.

Mit der Aufhebung des Mieterschutzes für Juden vom April 1939 war dieses Haus zu einer Unterkunft für jüdische Bürgerinnen und Bürger erklärt worden, denen ihre „arischen“ Vermieterinnen und Vermieter die Wohnung gekündigt hatten. Deshalb wohnten neben der dreiköpfigen Familie Jonas noch Else Hirschel, Emilie Weinberg mit ihrer Tochter Wilhelmine, die Ehepaare Kurt und Adele Orgler, Hermann und Thekla Goldschmidt, Louis und Selma Goldmann mit deren Schwester Ida und eben die Schwestern Paula Wolff und Klara Epstein.

Am Montag, den 20. Juli 1942, mussten sich Paula Wolff und ihre Schwester, aber auch Orglers, Goldmanns und Goldschmidts und Ida Bloch mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Insgesamt 271 Personen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus bestiegen dort einen Zug, der sie zunächst nach Düsseldorf brachte, wo sie eine Nacht auf dem Schlachthofgelände in Derendorf zubringen mussten. Am nächsten Tag fuhr ein Zug mit rund 1000 Menschen zum Ghetto Theresienstadt bei Prag.

Paula Wolff wurde wenige Monate nach ihrer Ankunft im Ghetto, am 23. September 1942, in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und vermutlich sofort ermordet. Sie wurde 67 Jahre alt.

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 246163, 623353, 246609 a; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk; Overhoff, Frank: Biografische Notizen zu Opfern der Shoah aus Langenberg, Neviges und Velbert, Velbert 2014