Oswald Laufer

Oswald Laufer

  • Geburtsdatum: 08.04.1905
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Wilhelmstraße 45

  • Todesdatum: 07.03.1933
  • Todesort: Wuppertal-Elberfeld

Am 8. April 1905 wurde Oswald Laufer als zweites Kind des polnisch-jüdischen Ehepaars Netti und Simon in Elberfeld geboren. In der Wilhelmstraße 45, wo die Familie auch wohnte, führten Simon und Netti mit gutem Erfolg ein Geschäft für Herrenkonfektion und einen Handel mit Altkleidern, in dem Oswald, der den Beruf des Kaufmanns erlernte, ebenfalls arbeitete.
Oswalds Schwester Rosa war zwei Jahre älter, sein zehn Jahre jüngerer Bruder Salomon das Nesthäkchen der Familie.

Während die Eltern aktive Mitglieder der jüdischen Gemeinde – vermutlich der ostjüdischen – in Elberfeld waren, schloss sich Oswald der Arbeiterbewegung an.

Er wurde Mitglied der SPD und des Reichsbanners, wo er seit Ende 1930 einer der Führer der Elberfelder Schufo war. Durch die häufigen Einsätze als Saal- und Kundgebungsschutz, war er regelmäßig in massive Schlägereien, in erster Linie mit der SA, verwickelt.

Nach Aufhebung des SA-Verbots formierten sich in den Arbeitervierteln Wuppertals Gruppen von Nazi-Gegnern, um ihre Straßen gegen die Übergriffe der SA zu schützen. An einer solchen „Zusammenrottung linksgerichteter Kreise“, wie es später das Urteil des Schöffengerichts in seinem Urteil formulieren würde, beteiligte sich am 17. Juni am Rommelspütt auch Oswald Laufer. Offenbar war er einer der Wortführer der etwa Hundert Antifaschisten, die eine kleine Gruppe SA angriffen und die Wilhelmstraße hinaufjagten. Mehrere Zeugen bestätigten den Ausruf Laufers: „Jungens, das sind die Nazis, dran!“ Im Oktober 1932 wurde er deshalb, nach einer Anzeige eines dieser Angegriffenen, zu vier Monaten Gefängnis wegen Landfriedensbruchs verurteilt. Er musste die Haftstrafe aber nur teilweise absitzen, da er kurz vor Weihnachten aufgrund einer Amnestie des Reichspräsidenten frühzeitig entlassen wurde.

Laufer, der offenbar auch Verbindungen zum „Stützpunkt Süd“ im Lokal der Witwe Runkel hatte, war als militanter Nazijäger jüdischer Abstammung zu einem erklärten Hauptfeind der Elberfelder SA geworden. Er galt als „allseits bekannter kommunistischer Provokateur“, wie es in der Rheinischen Landeszeitung vom 9. März 1933 hieß. Nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 nahm ihn die Polizei für eine Woche in Schutzhaft. Während dieser Zeit erhielt Laufer ein Schreiben von einer „Terror Abwehrgruppe“, die ihn aufforderte, Deutschland zu verlassen oder „die Konsequenzen zu gewärtigen“. Zwei Tage nach den Reichstagswahlen am 7. März gegen 13 Uhr wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt und kehrte in die Wilhelmstraße in die Wohnung seiner Eltern zurück. Er sollte noch fünf Stunden zu leben haben.

Seine vorübergehende Abreise aus Wuppertal – Laufer wollte zu seiner in Hamburg verheirateten Schwester Rosa Korman – war längst geplant. Er konnte sich aber nicht durchringen, in der angespannten Situation seine Kameraden, wie er sagte, im Stich zu lassen, und schob die Reise auf.

In der Luisenstraße befand sich ein Sturmlokal der SA, in dem eine ständige Wache postiert war. Eine Gruppe von fünf Mann dieser Wache unter der Führung ihres Truppführers Willi Schneider hatte den Auftrag erhalten, Oswald Laufer zu ermorden. Die Gruppe kam mit sichtbar umgeschnallten Pistolen die Wilhelmstraße herauf und sah Laufer vor dem Geschäft seiner Eltern stehen, wo er gerade mit seinem anderen Elberfelder Reichsbannerführer sprach. Schneider sprach Laufer an und schlug ihm mit der Hand auf den Hals. Der so attackierte flüchtete die Wilhelmstraße hinauf und lief schließlich in seiner Not in die Toreinfahrt des Hauses Nummer 35. Während ihm Schneider und zwei SA-Männer mit gezogenen Pistolen nachliefen, sicherten die beiden anderen die Mörder zur Wilhelmstraße hin ab. Die Ermittlungen ergaben, dass Laufer gegen 18.10 Uhr durch drei Schüsse aus einer belgischen Browningpistole in Hals und Brust getroffen wurde und noch am Tatort an innerer Verblutung starb. Dabei haben die drei SA-Männer nach den Ergebnissen der Autopsie auf den am Boden liegenden, sterbenden Oswald Laufer mit ihren schweren Stiefeln noch eingetreten. Die SA-Gruppe konnte sich von einem bereits anwesenden Schupobeamten unbehelligt zur Bachstraße entfernen, auch wenn aus der zusammengelaufenen Menschenmenge Rufe wie „Braune Schweine“ laut wurden.

Das Ermittlungsverfahren gegen die Mörder wurde noch im Jahr 1933 nach eine Hindenburg-Amnestie für „Straftaten, die im Kampfe für die nationale Erhebung des Deutschen Volkes“ begangen worden waren, eingestellt. Nach dem Krieg konnten zwei der drei noch lebenden SA-Männer, Willi Schneider und Erich Wohlgemuth, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu vier bzw. fünf Jahren Zuchthaus verurteilt werden.

Seit 1998 erinnert eine Gedenktafel in der Wilhelmstraße an das erste Wuppertaler Nazi-Opfer.

Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg. Seine frommen Eltern haben ihm einen ganz in hebräisch verfassten Text gewidmet:

Hier ist begraben der Jüngling Jehoschua Falk, Sohn des Herrn Schimon Josef Laufer. Schön von Angesicht, ein liebenswerter Jüngling. Er mied das Böse und war dem Guten verbunden. Jung an Jahren, aber groß sein Wirken. Doch es kam der Tod und pflückte ihn noch in der Blüte seiner Jugendzeit am 9. Adar 692, und er wurde begraben am 12. Adar. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
(Das Datum nach jüdischem Kalender ist nicht 592, sondern 693.)

Oswalds Eltern Netti und Simon wurden am 26. Oktober 1941 in das Ghetto „Litzmannstadt“ (Łódź) deportiert und wenige Monate später in der Vernichtungsstätte Chełmno ermordet.

Die Söhne seiner Schwester Rosa Korman, Gerd und Manfred, konnten als Kinder mit einem der letzten Kindertransporte Ende August 1939 aus Polen entkommen und leben heute in den USA, der Sohn seines Bruders Salomon, Stephen, in England.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


AfW 260987; David Magnus Mintert: „Sturmtrupp der Deutschen Republik“. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Wuppertal, Wuppertal 2002, S. 116-119; Aubrey Pomerance in: Hier wohnte Frau Antonie Giese, Wuppertal 1997, S. 64-69; Gerd Korman: Nightmare`s Fairy Tale. A young Refugee`s Home Fronts 1938-1948, Madison 2005