Max Inow als Soldat im Ersten Weltkrieg

Max Inow

  • Geburtsdatum: 18.06.1877
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Beruf: Kaufmann
  • Wohnort:

    Brillerstraße 34

  • Todesdatum: 07.05.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Maximilian Inow wurde am 18. Juni 1877 als zweites von fünf Kindern in Wuppertal-Elberfeld geboren. Seine Eltern waren Salomon und Fanni Inow. Nach der Schulzeit machte Max Inow eine kaufmännische Lehre und arbeitete bei verschiedenen Firmen. Im April 1919 gründete er zusammen mit seinen Brüdern Gustav und Paul die Firma „Gebrüder Inow“, die ihren Sitz in Elberfeld an der Hofaue 69 hatte. Die Brüder betrieben einen Groß- und Kleinhandel mit Strickwaren und Strümpfen.

In dieser Zeit lernte Max Inow die zehn Jahre jüngere Beatrice Michels aus Bochum kennen. Am 28. Februar 1920 heirateten die beiden und bezogen ein Haus in der Brillerstraße, das sie durch die Inflation hatten günstig kaufen können. Hier, im Haus Nummer 34, wurde 1921 die Tochter Grete und im nächsten Jahr, 1922, der Sohn Alfred geboren. 1929 kam das noch das Nesthäkchen Renate dazu. Für jedes Kind pflanzte der Vater einen Kastanienbaum im Garten hinter dem Haus. „Wir drei Geschwister“, so erinnerte sich später die älteste Tochter, „wuchsen in einer außerordentlich harmonischen Atmosphäre von Liebe, Wärme und Verständnis auf.“ Die Eltern machten viele Ausflüge mit den Kindern und förderten ihr Interesse an der Natur, an Musik, Literatur und Kunst. Häufig kamen Gäste zu Besuch, oder die Familie fuhr nach Bochum, Essen und Düsseldorf, wo die Großeltern und die Verwandten wohnten.

Im August 1931 machte sich Max Inow allein selbständig und eröffnete in der Schwebebahnpassage Döppersberg ein Antiquitätengeschäft. Er konnte Geschenkartikel, insbesondere die Importware aus Japan, mit einer hohen Gewinnspanne verkaufen. Münzen und Briefmarken fanden bei Sammlern, die zu seinen Stammkunden zählten, reges Interesse.

Anfang 1937 wurde Max Inow unter dem Druck der antijüdischen Gesetze des nationalsozialistischen Staates gezwungen, den Laden in der günstigen Geschäftslage aufzugeben. Er führte das Geschäft zunächst im Kipdorf weiter, wo er etwa ein Jahr geduldet wurde. Als das auch nicht mehr einträglich war, mietete er in der Schönen Gasse ein Ladenlokal, dessen Besitzerin judenfreundlich war. Aber am 10. November 1938 wurde in den Laden eingebrochen, die Ware geraubt und die Einrichtung verwüstet. Max Inow musste aufgeben.

Er und seine Frau taten nun alles, um ihre gefährdeten Kinder Alfred und Renate außer Landes zu bringen – die Älteste, Grete, war schon 1937 nach Schweden ausgewandert, um später nach Palästina zu emigrieren. Aber der sechzehnjährige Alfred war in der Reichspogromnacht im November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden, von wo er erst nach vier schweren Wochen nach Hause zurückkehren konnte. Der Vater bemühte sich nun unablässig um die Ausreisepapiere für den Sohn. Die bekam er im März 1939, so dass Alfred endlich nach England emigrieren konnte.

Für die kleine Tochter Renate gab es zwei Monate später die Gelegenheit, mit einem Kindertransport nach England zu kommen. In London lebte schon eine Schwester von Beatrice Inow, so dass Alfred und Renate wenigstens zu vertrauten Menschen kamen, wenn ihnen auch sonst alles sehr fremd erscheinen musste.

Das Leben von Max und Beatrice erfuhr immer mehr Einschränkungen. Ihr Haus wurde zu einem „Judenhaus“ erklärt. Das bedeutete, dass sie anderen Juden und Jüdinnen, denen die Wohnung von den „arischen“ Vermietern gekündigt worden war, Unterkunft geben mussten. Neben dem Ehepaar Inow und dem im August 1939 verwitweten Schwager und Bruder Gustav wohnten schließlich noch die Familien Recha und Ewald Labbé mit ihrem Sohn Rolf, Hugo und Hede Israel mit ihrer Tochter Eva und Anna Kurek mit ihrer Tochter Edith im Haus. Frau Kureks Mann Isaak war im September 1939 in Wuppertal verhaftet worden und war im Konzentrationslager.

Max Inow bemühte sich um eine Auswanderung in die Vereinigten Staaten, wo schon Geschwister seiner Frau lebten. Die „Anforderungsnummer“ auf der Warteliste war jedoch so hoch, dass er wenig Hoffnung hatte, eine Zusage zu erhalten. Ebenso erging es ihm mit weiteren Anträgen, die er stellte, so oft sich die Gelegenheit dazu bot. Er lernte zusammen mit seiner Frau intensiv Englisch bei seinem Nachbarn, dem Sprachlehrer Ewald Labbé, und schrieb lange Briefe an die Verwandten und die Kinder. Die drei kräftig wachsenden Kastanienbäume im Garten nahm er zum Anlass, die Kinder zu ermahnen, ihre Kräfte dafür einzusetzen, voranzukommen, mit Fleiß zu lernen und rechtschaffen ihren Weg zu gehen.

Mit dem Fortschritt des Krieges wurde der briefliche Kontakt nach England und zu dem unter britischem Mandat stehenden Palästina, wo die Älteste, Grete, mittlerweile lebte, immer schwieriger. Ab 1941 konnten die Eltern den Kindern nur noch Telegramme schicken, die durch das Internationale Rote Kreuz übermittelt wurden. Das Letzte, was die Kinder durch Verwandte, die in den USA lebten, von ihren Eltern erfuhren, war die Nachricht: „Wir fahren am 26. Oktober nach Litzmannstadt, und mit uns fahren viele unserer Bekannten. Man hat uns versprochen, weiterhin unsere Ausreiseanträge zu bearbeiten.“

Max, Beatrice und Gustav Inow wurden am 26. Oktober 1941 nach Łódź deportiert und am 7. Mai 1942 in der Vernichtungsstätte Chełmno ermordet. Max Inow war 55 Jahre alt.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Adressbuch Wuppertal 1942; Stadtarchiv Wuppertal, Akten für Wiedergutmachung 601234