Mathilde Jacoby, geb. Mayer

  • Geburtsdatum: 24.04.1872
  • Geburtsort: Neuss
  • Wohnort:

    Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße – zwangsweise)

  • Todesdatum: 09.01.1943
  • Todesort: Ghetto Theresienstadt

Mathilde Mayer wurde am 24. April 1872 als zweites Kind und erste Tochter des Viehhändlers David Mayer (geb. 1839) und Sara Meyer, geb. Haas (geb. 1841) in Neuss geboren. Sie hatte einen älteren Bruder, Albert (geb. 1870) und vier jüngere Geschwister: Max (geb. 1876), Selma (geb. 1878), Rudolf (geb. 1881) und Ernst (geb. 1883). Die Familie Mayer lebte an der Niederwallstraße 6 und 8 in der Neusser Innenstadt. Mathildes Mutter starb 1928, der Vater zwei Jahre später.

Jüdische Viehhändler waren schon früh, trotz ihres guten Rufs bei Bauern und Metzgern, antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Boykotte und Willkürmaßnahmen schränkten ihre Geschäftstätigkeit zunehmend ein, bis sie im Laufe des Jahres 1937 auch systematisch vom Markt verdrängt wurden. Mathildes jüngster Bruder Ernst, der die Viehhandlung seines Vaters an der Niederwallstraße weiterführte, beging am 15. Juli 1937 Selbstmord, nachdem ihm die Handelserlaubnis entzogen worden war und er damit keine Existenzmöglichkeit mehr sah.

Mathilde Mayer war verheiratet und führte den Ehenamen „Jacoby“. 1903 kam ihr Sohn Walter in Köln zur Welt, wo die Familie zu dieser Zeit vermutlich lebte.

Im September 1936 zog sie von Neuss, wohin sie möglicherweise nach dem Tod ihres Ehemanns zurückgekehrt war, nach Sayn (heute Bendorf) in die „Jacobysche Anstalt. Israelitische Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke“, Koblenz-Olper Straße. Ihre Diagnose dort lautete: „Schwachsinn“. Warum sie von Sayn aus noch einmal umzog, nämlich nach Wuppertal, ist nicht bekannt.

Die letzte Wohnadresse von Mathilde Mayer war auf jeden Fall die des ehemaligen Altersheims der jüdischen Gemeinde Wuppertal-Elberfeld in der damaligen Straße der SA 73 (heute Friedrich-Ebert-Straße), wo im Jahr 1942 auf engstem Raum bereits über 70 meist ältere Personen zwangsweise zusammenlebten. Von dort musste sich Mathilde Jacoby am 20. Juli 1942 zum Bahnhof Steinbeck begeben, um mit vielen weiteren Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert zu werden. Alle jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Altersheim mussten sich ebenfalls auf dem Bahnhof einfinden.

Knapp ein halbes Jahr später, am 9. Januar 1943, kam Mathilde Jacoby im Ghetto Theresienstadt um, aus Hunger, Erschöpfung oder mangelnder Pflege. Sie war 71 Jahre alt.

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; Yad Vashem; Arolsen Archives ITS_11422001_4988477; Stolpersteine Neuss