Margot Falkenheim
Am 22. November 1925 bekamen Berthold und Luise Falkenheim ihr erstes Kind, Margot. Sie wuchs in Elberfeld in der Walther-Rathenau-Straße 8 mit ihren Eltern und ihren Großeltern, Leopold und Selma Falkenheim, auf. Diese hatten im Nachbarhaus, Walther-Rathenau-Straße 10, ein Damenmoden-Geschäft, das „Modehaus Selma Falkenheim“, gegründet, in dem auch Margots Eltern arbeiteten. Die Mutter, Luise, genannt Lieschen, war gelernte Putzmacherin und fertigte deshalb in aufwändiger Handarbeit die Hüte für die Kundinnen.
Als Margot fast acht Jahre alt war, wurde am 17. April 1933 ihre kleine Schwester Johanna geboren. Vielleicht hatten die beiden Kinder eine Kinderfrau, die sich um sie kümmerte, während die Eltern im Geschäft waren. Vielleicht versorgte sie aber die Großmutter, wenn sie nicht, trotz ihres Alters, auch noch im Geschäft tätig war. Der Großvater, Leopold Falkenheim, war bereits 1927 gestorben.
1935 zog die gesamte Familie, die Eltern Berthold und Luise, die beiden Mädchen und die Großmutter, um in die Elberfelder Löwenstraße 4. Das Hutgeschäft war schon im Jahr zuvor aus der Walther-Rathenaus Straße 10, die von den Nationalsozialisten in Hermann-Göring-Straße umbenannt wurde, in die Hausnummer 29 gezogen.
Mit fast dreizehn Jahren musste Margot erleben, wie die Nationalsozialisten die Synagoge in Elberfeld anzündeten, wie sie Geschäfte von jüdischen Inhabern verwüsteten und wie sie Menschen drangsalierten und inhaftierten.
Spätestens in dieser Zeit versuchten viele Familien, ihre Kinder ins sichere Ausland zu bringen. Vermutlich haben das auch Luise und Berthold Falkenheim getan, denn das Passfoto, das von Margot überliefert ist, stammt aus dem Besitz des gebürtigen Elberfelders Alfred Auerbach. Er lebte in England, arbeitete dort im „Oxford Committee for Refugees“, stellte die Kontakte zu den Familien in seiner Heimatstadt her und versuchte, Pflegefamilien für die Kinder und Jugendlichen zu finden. Doch Margot und Johanna blieben in Elberfeld bei ihren Eltern. Die Großmutter Selma war im Mai 1938 gestorben.
Am 10. November 1941 wurden Margot und ihre kleine Schwester Johanna mit den Eltern Luise und Berthold Falkenheim zusammen mit ungefähr 260 anderen Menschen vom Bahnhof Steinbeck aus nach Minsk deportiert. Vermutlich sind sie direkt nach ihrer Ankunft dort oder in der Nähe ermordet worden. Gemeinsam mit ihnen wurde die fünfköpfige Familie der Schwester ihrer Mutter, Frieda Heidelberg, deportiert.
Seit 2009 liegen in der Löwenstraße 4 vier Stolpersteine für Familie Falkenheim.
Bildnachweis
- Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Quellen
Gedenkbuch der Bundesrepublik Deutschland; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 250523; Adressbuch der Jüdischen Gemeinde Wuppertal nach 1945 (Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal); Adressbuch der Stadt Wuppertal 1926; Adressbuch der Stadt Wuppertal 1933, 1934, 1935, 1936