Leo Leiser Silberberg
Leiser Silberberg wurde am 8. Juli 1896 in Kalisz geboren und war damit polnischer Nationalität. Wann genau er ins Wuppertal kam, ist nicht bekannt, aber am 7. August 1923 heiratete er eine nichtjüdische Frau: Elisabeth Gubenebl, lutherischer Konfession. Das Ehepaar wohnte seit 1923 in Barmen in der Bartholomäusstraße 41 a. Ihre beiden Söhne Hirsch Hermann und Herbert wurden 1924 und 1925 geboren. Leiser Silberbergs Schuhgeschäft, das er als Schumacher allein und ohne Angestellte betrieb, befand sich ebenfalls in der Bartholomäusstraße. Leiser Silberberg war auch Mitglied der Schusterinnung. Am 15. November 1926 starb Leiser Silberbergs Frau – die Kinder waren gerade ein und zwei Jahre alt, und es scheint, dass der Vater sie allein aufgezogen hat.
In der NS-Zeit wurde sein Betrieb boykottiert und im nationalsozialistischen „Boykottheft“ verzeichnet, allerdings irrtümlich mit dem Namen „Silberberg, Lesser“ (S. 23). Seine beiden Söhne schickte Leiser Silberberg zur Sicherheit nun fort: zunächst nach Krefeld und später in das Israelitische Kinderheim in Köln in der Lützowstraße. Von dort konnten sie aus Deutschland herausgebracht werden.
Am 15. Dezember 1938 wurde Leiser Silberberg genötigt, aus der Schuhmacherinnung auszutreten, und am 17. Februar 1939 musste er sein Geschäft endgültig aufgeben. Zuletzt war er bei der Firma „Georg Grimm“ in der Kleestraße 6 in Barmen beschäftigt. Sein Wochenlohn betrug dort 25 RM.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941, hatte sich Leiser Silberberg, versehen mit Reisegepäck und Proviant, am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck einzufinden. Mit rund 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal und dem Bergischen Land wurde er nach Düsseldorf gebracht, wo er eine Nacht auf dem Schlachthofgelände in Derendorf zubringen musste. Am nächsten Morgen wurde ein Massentransportzug, bestehend aus 20 Personenwaggons mit rund 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapobezirk Düsseldorf zusammengestellt und in das Ghetto von Łódź gefahren.
Im Ghetto musste er mit anderen Personen im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Leiser Silberberg wurde Anfang 1942 zweimal in das Krankenhaus des Ghettos eingeliefert. Belegt sind die Daten 8. Januar 1942 und 19. Januar 1942. Seit dem 22. April 1942 arbeitete er in seinem gelernten Beruf in der Schuhmacherabteilung des Ghettos. Unter Hinweis auf diese Tätigkeit konnte er sich von der Deportation mit dem V. Transport am 8. Mai 1942 in das Vernichtungslager Chełmno zurückstellen lassen.
Nach der Auflösung der Kollektivunterkünfte (Mitte Mai 1942) konnte Leiser Silberberg am 25. Mai 1942 in die Wohnung 30 in der Fischstraße 7 ziehen. Er wurde im September 1942 aus dem Ghetto von Lodz gebracht und in Chełmno ermordet.
Er wurde 46 Jahre alt.
Seine Söhne Hirsch Hermann und Herbert Silberberg wanderten nach Israel ein. Hirsch Hermann lebte später in Jawne Mischmar HaSchloscha, sein Bruder Herbert als Landwirt in Maayan Zwi.
Quellen
Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 649 | Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Lodz | Stadtarchiv Wuppertal: Heiratsurkunde Barmen 1133/1923; Akten für Wiedergutmachung 431 629a; Geburtsurkunde der Ehefrau: Geburtsurkunde Barmen 4097/1898; Sterbeurkunde der Ehefrau: Sterbeurkunde Barmen 1474/1926