Johanna Wollenberg, geb. Cappel

  • Geburtsdatum: 08.01.1892
  • Geburtsort: Rheindahlen (heute Mönchengladbach)
  • Beruf: Kindergärtnerin
  • Wohnort:

    Adersstraße 34, Vereinstraße 8, Nüller Straße 52 (zwangsweise)

  • Todesdatum: nach 10.11.1941
  • Todesort: Ghetto Minsk oder Vernichtungsstätte Maly Trostenez

Johanna Cappel wurde am 8. Januar 1892 in Rheindahlen geboren.

Nach Einschätzung des Freundes Josef Heimann stammte Johanne Cappel aus der wohl vermögendsten Familie der jüdischen Gemeinde in Elberfeld: Ihr Vater Jacob Cappel, geboren 1859 wie sie selbst auch in Rheindahlen, lebte seit 1903 in Elberfeld und betrieb in der Hofaue 51 den erfolgreichen Manufakturwarenhandel „Jakob Cappel GmbH“. Die Familie Cappel bewohnte eine großzügige Wohnung in der Adersstraße 34. Im selben Haus wohnte auch die seit langem verwitwete Friederike Cappel, vermutlich eine Tante.

Johanne Cappel heiratete den Kaufmann Artur Wollenberg. Vor dem Ersten Weltkrieg war er Einkäufer und Dekorateur bei der Firma Leonhard Tietz in Köln gewesen. Nach Beendigung seines Militärdienstes eröffnete er in Elberfeld, Bleichstraße 24 (heute ein Teil der Bundesallee) die Firma „Wollenberg & Finke, Kunstgewerbliche Werkstätten“, die bis zu zwanzig Angestellte beschäftigte.

1920 wurde Johanna und Artur Wollenberg die Tochter Rita geboren, und 1922 kam der Sohn Felix zu Welt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wirkten sich die Boykottmaßnahmen bald so schädigend auf das Einkommen aus, dass Wollenbergs ihre Wohnung nicht mehr finanzieren konnten. Die Familie zog in eine kleinere und billigere Wohnung, zunächst in die Vereinstraße 8 um. Im Zuge der antijüdischen Ausschreitungen vom November 1938 wurde Artur Wollenberg festgenommen und vom 11. bis zum 22. November 1938 in Polizeihaft gehalten.

Nach dem Entzug des Gewerbescheins 1938 musste er Zwangsarbeit in einer Schlosserei in Velbert als Plattenleger und Schleifer verrichten.

Der Tochter Rita gelang es, nun rechtzeitig aus Deutschland herauszukommen. Sie emigrierte 1939 nach Holland und von dort nach Palästina, wo sie im Kibbuz Galed im Norden des 1948 gegründeten Staates Israel lebte.

Vermutlich 1940 wurde Familie Wollenberg mit Friederike Cappel in das Haus der Familie Cahn-Barmé in der Nüllerstraße 52 eingewiesen. Mit der dreiköpfige Eigentümerfamilie Cahn, wohnten dort noch Hedwig Cahns Schwester Frieda Wihl, Paul Weyl und Erna Schwarz – insgesamt also neun Personen. In der sechzehnjährigen Ellen Cahn wird Felix Wollenberg eine etwa gleichaltrige Gesprächspartnerin gefunden haben.

Am 13. September 1941 starb im Alter von 86 Jahren die Tante Friederike. Ihr Grab befindet sich auf den jüdischen Friedhof am Weinberg auf Feld C, Reihe VI neben ihrem Mann Isaac.

Am Montag, den 10. November 1941, mussten alle jüdischen Bewohner das Haus in der Nüllerstraße 52 verlassen und sich mit ihrem Gepäck zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck begeben. Dort hatten sie einen Zug zu besteigen, der aus Düsseldorf kam und bereits mit fast 1000 Personen besetzt war. Nach fünf Tagen erreichte der Zug die Stadt Minsk. Niemand von den aus Wuppertal Deportierten – insgesamt 244 Menschen aus Wuppertal, Remscheid, Velbert und Hattingen – überlebte das Ghetto von Minsk oder die Erschießungen im Wald von Maly Trostenez.

Johanna Wollenberg war 49 Jahre alt.

Bildnachweis


Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 432483, 432484; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Minsk