Hedwig Jakobi und ihr Mann Fritz, 1929

Hedwig Jakobi, geb. Joseph

  • Geburtsdatum: 15.06.1870
  • Geburtsort: Michelstadt
  • Wohnort:

    Viehhofstraße 63

  • Todesdatum: nach 15.05.1944
  • Todesort: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Hedwig Jakobi wurde am 15. Juni 1870 in Michelstadt im Odenwald geboren. Ihre Eltern waren Abraham und Babette Joseph. Neben vier älteren Ge­schwistern hatte sie eine jüngere Schwester, Bertha, mit der sie ein besonders enges Verhältnis verband.
Den größten Teil ihres Lebens verbrachte Hedwig Jacobi in Wuppertal-Elberfeld: Im Jahr 1900 heiratete sie den zur evangelischen Konfession konvertierten Mathematiker Professor Dr. Siegfried Jakobi, der Lehrer an der Königlichen Maschinenbauschule an der Gartenstraße in Elberfeld war. Hedwig selbst hatte sich 1905 in Wiesbaden evangelisch taufen lassen.

1908 wurde die Tochter Irmgard geboren, die aber schon nach drei Monaten starb. 1909 bekam das Ehepaar einen Sohn, Otto, der mit drei Jahren starb. Die Kinder und auch ihr am 22. Februar 1932 verstorbener Mann sind auf dem reformierten Friedhof an der Varresbecker Straße bestattet.

Briefe an ihre Schwester Bertha Sondheimer, die mit ihrer Familie in den USA lebte, geben Auskunft über ihre sich verändernde Lebenssituation. Nach dem Tod des Ehemanns lehnte sie ein Angebot, zur Familie der Schwester zu kommen, zunächst mit der Begründung ab, sie müsse für ihre Gräber sorgen und würde vor Heimweh umkommen.

Im März 1938 zog sie nach Wiesbaden in eine Dreizimmerwohnung in der Kleiststraße 13. Sie hatte Bekannte in Wiesbaden, nähere Verwandte lebten in Darmstadt und Heidelberg.

Ab November 1938 kann man aus den Briefen – wenn auch verschlüsselt – die zunehmende bedrohliche, sie bedrückende Situation entnehmen. Ihre Bemühungen, jetzt ein Visum für die Einreise in die USA zu bekommen, waren leider erfolglos. Die Bürgschaft ihrer Schwester, das sogenannte Affidavit, vom November 1938 musste im November 1940 erneuert werden; die entsprechende Quotennummer für das Visum war immer noch nicht erreicht. Eine erneute Bürgschaft, die immerhin mehrere tausend Dollar kostete, konnte die Familie der Schwester nicht mehr aufbringen.

Gesundheitliche und nervliche Probleme nahmen zu. Freunde zogen sich nach und nach zu­rück. Traf sie sich 1938 mit Bekannten noch zweimal wöchentlich zum Bridgespielen, hatte sich die Gruppe 1939 aufgelöst. Ihr Kommentar dazu: „Wie es so geht.“ Sie spricht von zu­nehmender Einsamkeit.

Ab August 1941 musste sie, die bis dahin die kleinen Vorzüge der in Mischehe lebenden Jüdinnen hatte, den Davidstern tragen, durfte nur noch zu bestimmten Zeiten in vorgeschriebenen Geschäften einkaufen.
Im August 1942 erhielt sie den Termin für ihre Deportation nach Theresienstadt. Sie wollte sich das Leben nehmen. Nachbarn rieten ihr davon ab, beruhigten sie, Theresienstadt sei kein Konzentrationslager. Bei einem ihrer letzten Besuche in Wuppertal schenkte sie der befreundeten Familie König eine Spieluhr, die sich heute in der Sammlung der Begegnungsstätte Alte Synagoge befindet.

Hedwig Jakobi wurde am 1. September 1942 nach Theresienstadt und am 15. Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich direkt bei ihrer Ankunft ermordet wurde. Sie war 74 Jahre.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Nachruf für Babette Joseph, in: Der Israelit, 39 (1898), H. 99, 15.12.1898; Adressbuch der Stadt Wuppertal 1932. Gesamtausgabe; Adressbuch der Stadt Wuppertal 1933; Adressbuch der Stadt Wuppertal 1936; Gedenkbuch der Bundesrepublik Deutschland; Institut Theresienstädter Initative Academia: Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942-1945, Berlin 2000, S. 595