Franziska Kahn
Franziska Kahn wurde am 29. August 1868 gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Klara in Eschwege geboren. Ihre Schwester Jeanette war fünf Jahre älter. Verheiratet war diese mit Simon Apolant (*1834), mit dem sie in den 1880 Jahren in Bad Nenndorf im Landkreis Schaumburg die Firma „S. Apolant“ gründeten. Dort hielten sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu Kur-Zwecken auch jüdische Gäste aus dem In- und Ausland auf. Die streng rituell geführte Pension Adler, die auch einen Andachtsraum besaß, bot Unterkunft und Verpflegung. Der Geschäftsmann Simon Apolant war mehrere Jahre Vorsteher der Rodenberger Kultusgemeinde. Er starb 1912, und so entschied sich Jeanette Apolant, ihre Schwester Franziska in die Geschäftsfürhung aufzunehmen. Die wenigen in Bad Nenndorf ansässigen Juden verließen Ende der 1930er Jahre den Kurort und emigrierten ins rettende Ausland.
1937 zogen die beiden Schwestern zunächst nach Eschwege um, im Mai 1940 dann nach Wuppertal, wo schon ihre Schwester Klara lebte. Alle drei zogen in das nach der Deportation viele jüdischer Wuppertaler und Wuppertalerinnen frei gewordene Haus der jüdischen Gemeinde, Stephanstraße 9. In dieses Haus wurden nun auch eingewiesen Grete Metzger, Martha Meyer und die Eheleute Sternberg eingewiesen.
Sie alle, insgesamt sieben Personen, mussten sich am Montag, den 20. Juli 1942, mit ihrem Gepäck auf dem Bahnhof Wuppertal Steinbeck einfinden. Dort wurden sie, in einer Menge von insgesamt 271 Personen aus Wuppertal, Remscheid, Solingen, Neviges, Velbert und Heiligenhaus, zunächst nach Düsseldorf gebracht, wo sie auf dem Schlachthofgelände Derendorf eine Nacht zubringen mussten. Am nächsten Tag deportierte ein großer Transportzug mit über 1000 Menschen sie in das Ghetto Theresienstadt.
Dort starb Franziska Kahn am 5. Oktober desselben Jahres, vermutlich an Hunger oder Erschöpfung, Misshandlung oder mangelnder Versorgung. Sie war 74 Jahre alt.
Quellen
Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge: Deportationsliste Theresienstadt; Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung 420038, 250397; https://infostation.synagoge-stadthagen.de/biografien/biografie-details/jeanette-apolant.html; Stolpersteine Bad Nenndorf, http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de?result#frmResults, http://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&s_lastName=Apolant%20&s_firstName=Jeanette&s_place=&itemId=4789227&ind=1&winId=-3400984524854011571; https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bad_Nenndorf