Emilie Röttgen

  • Geburtsdatum: 28.01.1893
  • Geburtsort: Elberfeld
  • Beruf: Schneiderin
  • Wohnort:

    Alter Markt 2, Hindenburgstraße 72, Gartenstraße 24

  • Todesdatum: 00.05.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Emilie Röttgen wurde am 28. Januar 1893 in Elberfeld als Tochter von Nathan Röttgen (*1858) und der drei Jahre jüngeren Bertha, geb. Winter, geboren und wuchs im Haus ihrer Eltern am Alter Markt 2 auf. Ihr Vater war Korsettfabrikant und betrieb in Wuppertal an der Schwanenstraße 46 eine Korsettfabrik. Die Gräber der Eltern befinden sich auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (D VI).

Emilie hatte einen jüngeren Bruder, Hans, der später Medizin studierte, Frauenarzt wurde und eine Praxis an der Herzogstraße 35 hatte. Vermutlich gab es noch einen weiteren Bruder, Herbert, geboren 1890, der in Wuppertal als Kaufmann arbeitete.

Emilie Röttgen erlernte den Beruf der Schneiderin und spezialisierte sich auf Korsetts. Sie lebte zunächst im Elternhaus, zog aber später in die Hindenburgstraße 72, wo sie als Korsettschneiderin für die Firma ihres Vaters arbeitete.

Laut Angabe im Adressbuch von 1938 leitete Emilie Röttgen die Firma ihres Vaters, musste den Betrieb aber noch im selben Jahr wegen der antijüdischen Boykotte und der systematischen „Arisierungen“ der Nationalsozialisten aufgeben. Emilies Bruder Herbert starb am 22. November 1938, keine zwei Wochen nach dem antijüdischen Pogrom, im Alter von 48 Jahren, in Polizeihaft. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg (K VI). Man hatte ihn, wie rund 100 weiter jüdische Männer, im Zuge der antijüdischen Gewaltaktionen festgenommen, aber er litt an Diabetes und war auf Medikamente angewiesen, die er in der Haft nicht bekam. Die jüdische Gemeinde notierte später, er sei in der Haft deshalb „verhungert“.

Von 1939 bis 1941 wohnte Emilie Röttgen im Haus Gartenstraße 24, das ihrem 1921 verstorbenen Verwandten Josef Röttgen und dessen Frau Milli, geb. Salomon, gehörte. Milli Röttgen konnte rechtzeitig in die USA auswandern und starb 1943 in New York.

Im Haus Gartenstraße 24 wohnten auch noch weitere Jüdinnen und Juden: die Eheleute Karl und Rosa Altgenug und Jakob und Wilhelmine Kaufmann. Später zogen noch weitere Mitglieder der jüdischen Gemeinde dort ein.

Vermutlich ab 1941 musste Emilie Röttgen Zwangsarbeit in Wuppertal leisten. Ihr Arbeitsbuch trug die Nummer 198/179788.

Am Sonntag, den 26. Oktober 1941 musste Emilie Röttgen als einzige die Hausgemeinschaft verlassen und sich zum Bahnhof Steinbeck begeben. 201 Personen aus Wuppertal, Remscheid und Solingen wurden zunächst zum Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf gebracht, wo sie eine Nacht verbringen mussten. Früh am nächsten Morgen wurden in einem Massentransport über 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapo-Bezirk Düsseldorf in das Ghetto von Łódź deportiert ­– er erste Transport von Juden aus dem Rheinland überhaupt.

Im Ghetto musste Emilie Röttgen mit 76 weiteren Deportierten im Zimmer 3 in der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Sie wurde vom „Düsseldorfer Kollektiv“ für eine Arbeit in der Miederanfertigung vorgeschlagen. Am 10. Dezember 1941 erhielt sie im Getto eine Postanweisung über 19,30 Reichsmark. Davon musste sie zwei Drittel an das Kollektiv abführen. Am 7. Januar 1942 wurde der Eingang von 4,30 Reichsmark für sie vermerkt. Genaue Angaben, wann Emilie Röttgen aus dem Getto deportiert wurde, Angaben zu ihrem Todesort oder -datum sind nicht vermerkt worden. Dazu kam es, weil ihr Name auch auf der Deportationsliste der Düsseldorfer Gestapo-Leitstelle nur handschriftlich ergänzt worden war. Sehr wahrscheinlich wurde sie mit weiteren BewohnerInnen des Zimmers an der Fischstraße im Mai 1942 „ausgesiedelt“ und in der Vernichtungsstätte Chełmno ermordet. Ein Indiz dafür ist, dass am 5. Mai 1942 die Getto-Hauptkasse den Betrag von 58,50 Reichsmark abschließend für sie gutschrieb.

Emilie Röttgen war 49 Jahre alt.