Berta Bukofzer, geb. Levy
Berta Levy wurde am 17. Februar 1885 als Tochter des Metzgers Maximilian Levy und seiner Frau Sibilla, geb. Decker, in Oberwinter, Landkreis Ahrweiler geboren. Ihre ältere Schwester Karoline war sieben Jahre älter.
Berta Levy war in erster Ehe mit einem Herrn Neubeck verheiratet. Aus dieser Ehe ging der Sohn Heinz Max hervor. Das Ehepaar ließ sich scheiden, und Berta heiratete ein zweites Mal: Josef Bukofzer. Er war 1914 Geschäftsführer und Handelsvertreter der Elberfelder Filiale der Firma Francken & Lang GmbH. Als Anzeigenwerber im Außendienst dieses Zeitungsverlags erhielt er eine monatliche Provision von 800 Reichsmark.
Am 28. Januar 1921 wurde die erste Tochter, Helene Ruth, geboren, und vier Jahre später, am 21. Februar 1925, Edith.
Die Familie wohnte laut Adressbuch von 1925 in der Wülfrather Straße 58 in der Elberfelder Nordstadt. Später zog sie in die Moritzstraße 6 am Arrenberg um (bis Oktober 1933) und dann in die Markgrafenstraße 16 in der Elberfelder Südstadt.
1935 wurde die Firma Francken & Lang GmbH unter dem Druck der Nationalsozialisten an einen nichtjüdischen Interessenten verkauft. Dadurch verlor Bertas Mann Josef Bukofzer seine Anstellung. Er schlug sich nun mit kleineren Vertreterstellen bei verschiedenen Firmen durch.
Bertas Sohn Heinz Neubeck lebte in Dortmund und wurde im Zuge der antijüdischen Gewaltaktionen mit 600 weiteren Männern festgenommen. Erst nach einer beträchtlichen Zahlung kam er im November 1938 wieder frei. Mit seiner Frau Jetty Werthamer ging er nach Italien und verließ am 29. Januar 1939 von Triest aus an Bord der Conte Verde Europa mit Kurs auf Schanghai. Um diese Passage bezahlen zu können, nahm er die Hilfe des HIAS in Anspruch. In Schanghai ließ sich das Paar im französischen Teil der Stadt nieder. Ihr Sohn, Reginald Joseph, wurde am 25. Mai 1942 geboren. Fünf Jahre später, am 16. Mai 1947, emigrierte die Familie in die USA und ließ sich in Seattle nieder.
Im Jahr 1939 gelang es auch der Tochter Helene Bukofzer, nach England auszuwandern.
Am 28. März 1941 zog Berta Bukofzer mit ihrem Mann und ihrer Tochter Edith in eine Wohnung in der Wotanstraße 1 am Zoo um. Aber schon ein knappes halbes Jahr später, am 5. August 1941 wurde die Familie in das Haus Distelbeck 21 eingewiesen, das als Zwangsunterkunft erklärt worden war, nachdem der Mieterschutz für Jüdinnen und Juden aufgehoben war. In diesem Haus lebten in den folgenden Jahren viele Parteien: Neben der dreiköpfigen Familie Bukofzer waren das Therese Zander, Marta Lewen, die drei Schwestern Tisch mit ihrem Schwager und der Nichte Arnhild und schließlich Karoline Strauss. Sie alle wurden an diesem Tag deportiert.
Am Montag, den 10. November 1942, verließen die Bukofzers mit ihren Nachbarn, insgesamt elf Personen, das Haus in der Distelbeck, um zum Bahnhof Wuppertal-Steinbeck zu fahren. Dort nahm ein Zug, aus Düsseldorf kommend, die Jüdinnen und Juden aus Wuppertal auf, insgesamt waren das 266 Personen: 244 aus Wuppertal, zwölf aus Remscheid, neun aus Velbert und eine aus Hattingen.
Niemand der Wuppertaler Jüdinnen und Juden hat diese Deportation überlebt. Vermutlich wurden sie bald nach ihrer Ankunft in Minsk oder im nahegelegenen Wald von Maly Trostenez erschossen.
Berta Bukofzer war 56 Jahre alt.