Alfred Mayer
Alfred Mayer wurde am 18. Oktober 1887 in Schwanheim, Kreis Bergstraße, geboren. Der Ort gehört zu der Synagogengemeinde Bensheim. Über seine Eltern und mögliche Geschwister ist nichts bekannt.
Alfred Mayer heiratete die Witwe Rosa Kahn, geb. Moser und zog mit ihr nach Wuppertal. Dort betrieb er als Kaufmann und Vertreter ein Lederwarengeschäft in Barmen. Das Ehepaar bekam nach dem Umzug nach Wuppertal drei Kinder: 1922 Trude, 1923 Rolf und später noch Lotte, über die nichts weiter bekannt ist
Die Familie wohnte von 1922 bis 1923 im Heubruch 2 und ab 1939 in der Höhne 31 in Barmen.
Alfred Mayer wurde im Zusammenhang mit den antijüdischen Ausschreitungen von November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Bei seiner Einweisung erhielt er die Häftlingsnummer 29630.
Nach seiner Rückkehr aus der Haft musste Alfred Mayer im Rahmen des „Jüdischen Arbeitseinsatzes“ Zwangsarbeit leisten. Sein Arbeitsbuch trug die Nummer 198/185089.
Die durch die Ausschreitungen in Panik geratenen Eltern versuchten – wie alle jüdischen Familien – vor allem für ihre Kinder Ausreisemöglichkeiten zu finden. Eine davon war die Chance, die Kinder auf einen so genannten „Kindertransport“ nach England zu geben. Dass Rosa Mayer und ihr Mann das auch versuchten, belegen die beiden erhaltenen Passfotos ihrer Kinder Trude und Rolf, die die Eltern vorsorglich nach London geschickt hatten. Aber dieser Plan scheiterte – woran, ist nicht klar –, und beide Kinder blieben in Wuppertal. Was mit ihrer Tochter Lotte geschah, ist nicht bekannt.
Am Sonntag, den 26. Oktober 1941 wurde Alfred Mayer mit seiner Frau und den Kindern Trude und Rolf und weiteren, fast 200 anderen Jüdinnen und Juden aus Wuppertal vom Wuppertaler Bahnhof Steinbeck nach Düsseldorf gebracht, wo sie eine Nacht auf dem Schlachthofgelände in De-rendorf zubringen mussten. Am nächsten Morgen wurde ein Massentransportzug, bestehend aus 20 Personenwaggons mit rund 1000 Jüdinnen und Juden aus dem gesamten Gestapobezirk Düsseldorf zusammengestellt und in das Ghetto von Łódź gefahren. Nach ihrer Deportation wurde die gesamte Wohnungseinrichtung beschlagnahmt und zwangsversteigert.
Im Ghetto wurde die Familie mit weiteren Deportierten in die Kollektivunterkunft Fischstraße 15, Zimmer 11, eingewiesen. Am 27. Dezember 1941 erhielt Alfred Mayer eine Postanweisung über 29 Mark. Davon musste er zwei Drittel an das Kollektiv abführen.
Er konnte sich und seine Familie für die vorgesehene Deportation mit dem VIII. Transport am 11. Mai 1942 zurückstellen lassen, obwohl ihm die Dokumente über die Verleihung des Eisernen Kreuzes zweiter Klasse 1938 (vermutlich im Zuge der Pogromnacht) abhanden gekommen waren.
Nach der Auflösung der Kollektivunterkünfte (Mitte Mai 1942) zogen sie innerhalb des Ghettos am 16. Mai 1942 an die Fischstraße 21, Wohnung 49, und von dort am 27. Mai 1942 in die Wohnung 41 an der Basargasse 8. Alfred Mayer starb an den Entbehrungen des Ghettos am 16. Juni 1942.
Er wurde 55 Jahre alt.
Sein Sohn Rolf wurde im März 1944 mit unbestimmtem Zielort „ausgesiedelt“, seine Frau und Tochter im Juli 1944 in die Vernichtungsstätte Chełmno. Alle vier kamen im Holocaust um.
Quellen
Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Łódź). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal: Deportationsliste Łódź