Alex Berger

Alex Berger

  • Geburtsdatum: 08.08.1886
  • Geburtsort: Mayen
  • Beruf: Textilkaufmann
  • Wohnort:

    Königstraße 33 (heute Friedrich-Ebert-Straße), Erholungsstraße 15, Hofaue 69 (zwangsweise)

  • Todesdatum: 00.09.1942
  • Todesort: Vernichtungsstätte Chełmno

Alex Berger wurde am 8. August 1886 in Mayen geboren. Seine Eltern waren Josef und Mathilde Berger, geb. Treidel. Er hatte noch sechs Geschwister: Gustav, Hermann, Johanna, Julchen, Rosa und Nettchen.

Der gelernte Polsterer, Dekorateur und Kaufmann kämpfte im Ersten Weltkrieg als Offizier an der Front und wurde dafür auch ausgezeichnet. 1919 heiratete er Henriette Moll aus Heinsberg-Dremmen, mit der er zunächst in der Elberfelder Königstraße 33, heute Friedrich-Ebert-Straße, wohnte. 1922 kam dort die erste Tochter, Margot, zur Welt und 1924 die zweite Tochter, Ruth. 1927 bekam die Familie Berger noch einmal Zuwachs: Die Großmutter Josefine Moll zog aus Dremmen nach Elberfeld und half dem jungen Ehepaar im Haushalt und bei der Erziehung der beiden Kinder.

Alex Berger war Teilhaber des Bettengeschäftes Gebrüder Alsberg in der Erholungstraße 15, das noch eine Filiale in Barmen in der Berliner Straße 53 hatte. Am 1. April 1933 wurde von den Nationalsozialisten zum Boykott gegen jüdische Geschäfte aufgerufen. Alfred Alsberg und Alex Berger beschlossen daraufhin, ihre Geschäfte zu trennen. Alex Berger übernahm das Hauptgeschäft in der Erholungstraße 15 und benannte es um in „Betten Alex Berger“.

Die beiden Töchter Margot und Ruth besuchten die St. Anna-Schule, die sie aufgenommen hatte, obwohl sie nicht getauft waren. Ruth Berger schrieb in einem Brief von 1996: „Leider musste ich Ostern 1938 die Schule verlassen, da die Ordensschwestern gezwungen wurden, jüdische Kinder nicht mehr zu unterrichten.“ Am 18. April 1938 starb Alex Bergers Frau Henriette im Krankenhaus Marienheim. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg beerdigt. Zwei Monate später musste Alex Berger den Konkurs seines Geschäfts anmelden: Weil immer weniger Kunden wagten, in einem jüdischen Geschäft zu kaufen, waren die Einnahmen so drastisch zurückgegangen, dass er den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten konnte.

Die Situation für die Juden verschärfte sich in diesem Jahr zusehends. Nachdem im November 1938 die Synagogen in Brand gesteckt und geschändet und jüdische Geschäfte zerstört wurden, kamen am 10. November 1938 ungefähr 100 Wuppertaler Juden in Haft. Unter ihnen war auch Alex Berger. Am 17. November 1938 wurde er in das Konzentrationslager Dachau bei München eingeliefert und am 1. Dezember 1938 wieder entlassen.

Nun endgültig erwerbslos geworden, wurde Alex Berger vom August 1939 bis Februar 1940 zwangsverpflichtet, in einer Eisengießerei in Velbert zu arbeiten. Anfang März 1939 musste der Vater mit seinen beiden Töchtern und der katholischen Haushaltshilfe Maria Kann in eine kleine Mansardenwohnung mit drei Zimmern in der Hofaue 69 umziehen. Alle nicht unbedingt notwendigen Möbel verkaufte er, um mit dem Geld die Flucht der Kinder bezahlen zu können. Noch rechtzeitig vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, am Dienstag, 27. Juni 1939, konnte der Vater seine Töchter Margot und Ruth mit Hilfe des „Provinzialverbands für jüdische Wohlfahrtspflege“ auf einen so genannten Kindertransport nach England geben, so dass wenigstens sie in Sicherheit waren. Auch Alex Berger versuchte noch, aus Nazi-Deutschland heraus zu kommen: Er hatte vor, mit Hilfe von Elisabeth Noethlichs, einer Bekannten seiner Schwiegermutter aus Dremmen, bei Isenbruch über die niederländische Grenze zu gehen. Aber deutsche und niederländische Sicherheitskräfte hatten das Gebiet total abgeschirmt, so dass dieser Plan scheiterte.

Zusammen mit 160 anderen Juden wurde er am 26. Oktober 1941 aus Wuppertal nach Polen in das Ghetto Łódź deportiert. Dort heiratete Alex Berger noch ein zweites Mal: die Witwe Berta Daniel, geb. Pelz. Mit ihr lebte er in der Fischstraße 15 in Wohnung 4. Der erste Mann von Berta Daniel war ursprünglich aus Elberfeld. Es ist also möglich, dass Alex und Berta sich schon aus der Zeit vor der Deportation gekannt haben.

Im Mai 1942 bat Alex Berger das „Amt für Eingesiedelte, Abteilung Aussiedlungskommission“, ihn und seine Braut von der „Aussiedlungs“liste zu streichen. Zunächst wurden die Beiden tatsächlich verschont. Aber am 12. September 1942 wurde er in die Vernichtungsstätte Chełmno nordwestlich von Łódź deportiert und dort sofort ermordet.

Bildnachweis


  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Quellen


Stadtarchiv Wuppertal: Akten für Wiedergutmachung; Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal; Overhoff, Frank: Biografische Notizen zu Opfern der Shoah aus Langenberg, Neviges und Velbert, Velbert 2014, S. 97f.; Schrader, Ulrike: Tora und Textilien. Zur Geschichte der Juden im Wuppertal, Wuppertal 2007, S. 174f.; Gedenkbuch der Bundesrepublik Deutschland; Gedenkstein auf dem Friedhof Weinberg K VIII/70; Genger, Angela/ Jakobs, Hilde (Hg.): Düsseldorf| Getto Litzmannstadt. 1941, Essen 2010, S. 389; Jakobs, Hildegard: Im Ghetto Litzmannstadt (Lodz). 1.003 Biografien der am 27. Oktober 1941 aus Düsseldorf Deportierten, in Zusammenarbeit mit Angela Genger, Immo Schatzschneider und Markus Roos, hg. vom Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., Essen 2011, S. 77 (Biografie 54).